Elisa Gutsche ist SPD-Mitglied und unzufrieden: Sie wirft ihrer Parteiführung vor, ein Männerklub zu sein. Vor allem eine aktuelle Personalentscheidung macht sie sauer. Wie sieht es aus mit der Geschlechtergerechtigkeit in der SPD? Was muss sich ändern? Und wie ist das bei anderen Parteien?
Letzte Woche hat sich Elisa Gutsche in einem Artikel ihren Frust von der Seele geschrieben und das Personalkarussell ihrer Partei scharf kritisiert. Vor allem die Causa Katarina Barley hat sie aufgeregt. Barley soll zwar die neue Familienministerin werden, doch sei mit ihr die beste Generalsekretärin, die diese Partei hatte "raus aus dem Parteivorstand, aus dem Bundestagswahlkampf", so Gutsche in ihrem Artikel, und schreibt weiter: "Die Netzwerke der (alten) Männer haben heute gewonnen."
"Was ich letzte Woche geäußert habe, da haben sich die Probleme noch mal gezeigt, die die SPD in ihren Strukturen hat, wie männergeprägt die SPD ist. Das ist eigentlich ein Dauerproblem."
Eine Meinung, mit der Elisa nicht alleine dasteht: Viele Frauen aus der Partei melden sich bei ihr, die ähnlich unzufrieden mit der Situation sind. Zwar stellt die SPD Ministerpräsidentinnen und Ministerinnen, doch seien das Ämter in den Regierungen auf Landesebene und in der Bundesregierung, sagt sie.
"Wenn man sich mal die Parteiführung anguckt, ist das gerade ein alter Herrenklub."
Der Generalsekretär ist ein Mann und der Parteivorsitzende beziehungsweise Kanzlerkandidat der SPD ist ebenfalls ein Mann. Neben Aydan Özoguz und Manuela Schwesig, die einzig verbliebenen Frauen als stellvertretende Parteivorsitzende, ist der Rest alles Männer - resümiert Elisa. Innerhalb des Parteivorstandes, auf Mitarbeiter-, Büro- und Abteilungsleiterebene sieht die Situation nicht viel besser aus, beklagt die Jungpolitikerin.
"Es fehlt an einer richtig guten Nachwuchsförderung. Auf Mitarbeiterebene als auch auf politischer Ebene. Die SPD tut sich damit schwer, junge Talente zu fördern."
Ein Problem, das sich die SPD aber auch mit anderen Parteien teilt, sagt Elisa: "Alle Parteien in Deutschland sind irgendwie überaltert. Es gibt diese Old-Boys- und Young-Boys-Netzwerke". Es sei deprimierend so etwas zu sagen, aber seit über 50 Jahren hätte sich da kaum etwas getan. Die Entscheidungen der vergangenen Wochen haben Elisa gezeigt, es gibt anscheinend kein Interesse daran, die Verhältnisse zu ändern: "Katarina Barley war der frische Wind, den die Partei total nötig hat."
"Sie hat ein anderes Bild von Politik, eine andere Sprache, eine andere Herangehensweise, sie hat was viel Positiveres reingebracht und was ganz anderes verkörpert in der Politik. Das wird der Partei total fehlen."
Elisa ist sich sicher: "Die Partei kann nur gewinnen, wenn sie weiblicher, diverser, bunter und vielfältiger wird". Auf jeden Fall müsse ein kritischer Diskurs darüber stattfinden, die Missstände angesprochen und das Problem endlich angegangen werden, gibt sie sich kämpferisch: "Der Feminismus ist das, wofür ich total brenne und das gekoppelt mit der Sozialdemokratie - da werde ich noch eine Weile für kämpfen, da reicht mein Atem noch eine ganze Weile."
Und die anderen Parteien?
Wie die CDU, die Linke und die Grünen an der Spitze aufgestellt sind und ob bei ihnen mehr Geschlechtergerechtigkeit herrscht, das hat sich unser Reporter Mathias von Lieben mal genauer angeschaut - und festgestellt: Die Grünen und die Linken gehen mit gutem Beispiel voran.
Das ganze Gespräch mit Mathias von Lieben gibt es im Audiozitat zum Nachhören.