Neuwagen verbrauchen deutlich mehr Sprit als die Hersteller angeben - im Schnitt 42 Prozent. Zudem schlucken Neufahrzeuge von heute nicht weniger als vor fünf Jahren.

Das ist das Ergebnis einer Studie der unabhängigen Forschungsorganisation ICCT. Demnach ist die Kluft zwischen offiziellem und tatsächlichem Verbrauch seit etwa 2015/2016 so groß wie noch nie. Das bedeutet zum einen Mehrkosten für die Autofahrer (rund 400 Euro im Jahr), aber auch eine stärkere Umweltbelastung. Mehr Kraftstoff heißt aber auch: mehr CO2-Ausstoß. Untersucht wurden dafür die Daten von knapp einer Million Fahrzeugen. Diese Daten stammen aus verschiedenen Quellen wie zum Beispiel dem Portal Spritmonitor. 

Die Bedingungen im Testlabor sind zu alltagsfern 

Als es 2013 die erste Studie gab, lag der Unterschied noch bei 25 Prozent. Ein Grund für die hohe Abweichung sei, dass der Verbrauch in Testlaboren und nicht im realen Fahrbetrieb ermittelt werde. Das sagt Peter Mock. Er hat an der Studie mitgearbeitet und berichtet im Deutschlandfunk-Nova-Interview über die Laborbedingungen, unter denen die Tests der Hersteller stattfinden. 

"Wenn sie im Sommer bei Windstille auf einer flachen Ebene fahren, nicht bremsen und ganz vorsichtig fahren, dann schaffen sie es vielleicht."
Peter Mock über die Nähe zwischen Labortest und Alltag

Bei den Tests gebe es viele kleine Schlupflöcher, mit denen die Hersteller die Werte optimieren. So zum Beispiel beim Reifendruck, den Bremsen oder der Temperatur. Alle Optimierungen zusammen ergäben die Werte, die im Alltag für die Konsumenten nicht herzustellen seien. Diese Tricks der Hersteller seien in den allermeisten Fällen legal. 

"Bei den allermeisten Fahrzeugen kann der Wert nicht mehr erreicht werden."
Peter Mock über die Alltagsnähe der Herstellerangaben

Spritverbrauch bei Neuwagen konnte nicht gesenkt werden 

Hinsichtlich des Spritverbrauchs von aktuellen Neuwagen sei der Verbrauch auf dem Papier auf jeden Fall geringer, als vor 20 Jahren. Und auch der tatsächliche Verbrauch ist bei einem aktuellen Auto niedriger, als vor 20 Jahren, so Peter Mock. Im Vergleich zu einem Neuwagen von vor fünf Jahren hat sich jedoch im Hinblick auf den Verbrauch praktisch gar nichts getan. Damit verbraucht ein Neufahrzeug von heute im Durchschnitt genau so viel wie ein Fahrzeug, das vor fünf Jahren gebaut wurde. 

Die Organisation ICCT hatte auch VW-Abgasskandal aufgedeckt. Für ihre neue Berechnung hat sie Daten von rund 1,1 Millionen Autos aus acht europäischen Ländern ausgewertet.

Shownotes
Spritverbrauch
Neues Auto = weniger Sprit? Nö.
vom 07. November 2017
Modeartion: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Peter Mock, Europa-Direktor des International Council on Clean Transportation (ICCT)