Wohin es uns zieht, wenn wir wegziehen. Wohnungsmarktforscher Harald Siemens über attraktive Städte. Seine Prognose: Einige Boomstädte werden bald verblühen, weil wir uns mehr zusammenrotten müssen.
Tummelten sich im Jahr 2000 noch genügend junge Menschen auf dem platten Land, ist dort heute zumeist Ebbe. Zu den gehypten Städten in Deutschland gehören dagegen Berlin oder Leipzig. Boomstädte in dem Sinn, dass dort die Einwohnerzahl steigt, sind aber auch Halle an der Saale und Landau in der Pfalz.
Uni allein reicht nicht
Es wäre also zu simpel zu sagen, dass nun alle einfach vom Dorf in die Stadt ziehen, sagt Harald Simons, Wohnungmarktforscher von der HTWK Leipzig. Denn längst nicht alle Städte gewinnen. Salzgitter, Bremerhaven und viele Städte im Ruhrgebiet verlieren beispielsweise ihre junge Bevölkerung.
"Die Hauptattraktivität ist die Anwesenheit anderer junger Menschen."
Was also braucht die nächste Boomstadt? Eine Uni zu haben allein reicht zumindest nicht. So ziehen 20- bis 25-Jährige zwar fürs Studium auch in beschauliche Städtchen wie Emden oder Siegen. Wenn die Uni-Zeit vorbei ist, sind sie allerdings schnell wieder weg. Wohin die Menschen schwärmen, beruht auf vielen Faktoren. Einer der zentralsten: Wir ziehen dahin, wo die anderen schon sind.
"Einige der heutigen Schwarmstädte werden wieder verblühen."
"Den Boom in Leipzig habe ich wie viele andere nicht vorausgesehen", sagt der Wirtschaftswissenschaftler aus Leipzig. Die Auswirkungen eines wichtigen Trends hatten sie nicht beachtet: Es gibt insgesamt weniger junge Menschen. Und so, Harald Simons, müssen wir uns heute für das Gefühl einer lebendigen jungen Stadt noch mehr zusammenrotten. Ein Effekt, der sich in Zukunft noch verstärken wird. Denn die Zahl der 20-bis 35-Jährigen wird weiter sinken.
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