Während des Arabischen Frühlings hilft Stephan Urbach als Netzaktivist den Revolutionären - mit sicheren Netzverbindungen und mehr. Dann gerät er selbst in eine Krise. Er hat über diese Zeit ein Buch geschrieben.
Eine Redaktionskonferenz mit Thilo Jahn.
Es ist Dezember 2010. In der Arabischen Welt beginnt eine Art von Revolte, die man später den "Arabischen Frühling" nennt. Erst in Tunesien, später dann in Ägypten und anderen Ländern gehen die Leute auf die Straße, um für ihre Freiheit zu kämpfen.
Stephan Urbach ist zu dieser Zeit Mitglied der Aktivistengruppe Telecomix. Die internationalen Netzaktivisten haben ein Ziel: Sie wollen die Proteste mit technischen Mitteln unterstützen - vor allem in Ägypten und in Syrien.
"Wir hatten beschlossen, den Demonstranten des Arabischen Frühlings zu helfen, indem wir das Internet über Modems wiederherstellten, nachdem es vom Mubarak-Regime abgeschaltet worden war. In Syrien halfen wir Oppositionellen, Videos von ungeheuren Grausamkeiten über das Internet zu verbreiten."
Stephan Urbach arbeitet an seinem Rechner Tag und Nacht für diese Aufgabe. Und er schreibt: "Es klingt idiotisch. Aber allein das Aufblinken des Cursors auf dem Bildschirm konnte mich zufriedenstellen. Wenn der Cursor blinkte, war alles gut. Keine Leere. Keine Angst." Urbach vergisst vor lauter Helfen die Welt um sich herum: "Je mehr wir halfen, desto größer wurde unsere Verantwortung." Er gerät in eine schwere depressive Phase.
"Ich war besessen. Besessen von dem Gedanken, diesen Menschen helfen zu müssen. Die Besessenheit raubte mir den Verstand und den Schlaf."
Über diese Zeit als Netzaktivist, die riesige Freude, den Menschen in der arabischen Welt helfen zu können - aber auch die Momente, die ihn in eine tiefe Lebenskrise gestürzt haben, hat er ein Buch geschrieben. Heute sagt er: "Es war eine krasse, aber auch eine gute Zeit. Ich glaube, ich würde es wieder machen."
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