Ostdeutsche fühlen sich im Vergleich zu Westdeutschen stark benachteiligt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung. Verglichen mit Migranten - vor allem Muslimen - fällt auf: Das Gefühl der Benachteiligung ähnelt sich sehr.

Vor fast 30 Jahren ist die Mauer zwischen West- und Ostdeutschland gefallen - und immer noch gibt es große soziale Unterschiede. Aber auch gefühlte Ungleichheiten. Forscher haben mehr als 7000 Menschen über 14 Jahren zu ihren gesellschaftlichen Chancen befragt.

Bürger zweiter Klasse

Die Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung belegt, dass jeder Dritte in Ostdeutschland sich als Bürger zweiter Klasse fühlt. Jeder Zweite glaubt, dass er sich mehr anstrengen muss, um das Gleiche wie jemand in Westdeutschland zu erreichen. Und mehr als jeder Dritte glaubt, dass er nicht den gleichen Zugang zu gesellschaftlichen Positionen hat. 

Laut Studie sehen die Menschen in Westdeutschland das anders. Da glauben die wenigsten, dass es Menschen in Ostdeutschland schwerer haben. 

Mehr Arbeitslosigkeit und weniger Gehalt

Tatsächlich gibt es in Ostdeutschland mehr Arbeitslosigkeit und weiniger Gehalt. Unter den Befragten waren in Ostdeutschland 26,5 Prozent eher im unteren Einkommenssegment vertreten - Westdeutsche hingegen mit 18,8 Prozent. Umgekehrt waren nur 8,9 Prozent der Ostdeutschen im obersten Einkommenssegment - in Westdeutschland waren es 13,2 Prozent. 

Benachteiligung für Ostdeutsche und Migranten ähnlich

Interessant an den Zahlen: Die Werte, die für Ostdeutsche ermittelt wurden, liegen in etwa mit den Werten von Migranten auf gleicher Höhe. Was das Einkommen betrifft, gibt es also Parallelen. In der Studie heißt es: Auch für die Bevölkerung mit Migrationshintergrund besteht "nach wie vor eine erhebliche Chancen-Lücke und eine ebenso ausgeprägte Unterrepräsentation, wenn es um die tatsächlichen Spitzenpositionen geht."

Muslime werden als Konkurrenten wahrgenommen

Der Vergleich zwischen den Benachteiligungsgefühlen von Ostdeutschen und Migranten zeigt interessante Ergebnisse. Beispielsweise schätzen Ostdeutsche Muslime ähnlich ein, wie sich selbst. Sie glauben, dass sie genauso oft wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden oder dass sich Muslime mehr anstrengen müssen, um das Gleiche zu erreichen. 

Was die Befragung aber auch zeigt: Besonders Ostdeutsche haben Angst, dass Muslime Karriere machen. Sie befürchten, dass deren Karriere ihrer eigenen schade. Diese Angst gibt es auch bei Westdeutschen, aber sie ist bei Ostdeutschen wesentlich stärker.

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Chancengleichheit
Ostdeutsche und Migranten fühlen sich ähnlich benachteiligt
vom 02. April 2019
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartnerin: 
Ann-Kathrin Horn, Deutschlandfunk Nova