Eine bisher unveröffentlichte Studie zeigt, dass die untersuchten Teilnehmer*innen, die Intervallfasten praktizierten, ein um 91 Prozent höheres Risiko hatten, an Herz-Kreislauferkrankungen zu sterben. An der Studie gibt es aber große Kritik von Forschenden.

Es gibt gravierende negative Zusammenhänge von Intervallfasten und Herz-Kreislauferkrankungen, das besagt eine noch unveröffentlichte neue Studie.

Beim Intervallfasten wird eine feste Zeit des Tages auf Essen verzichtet. Ein Beispiel dafür ist die 16:8-Methode: Zwischen der letzten Mahlzeit des Vortages und der ersten Mahlzeit des Tages liegen 16 Stunden. In den acht Stunden, in denen man essen darf, werden zwei Mahlzeiten gegessen.

"Intervallfasten schadet den meisten Menschen nicht."
Dr. Stefan Kabisch, Ernährungsforscher an der Charite in Berlin

Bisher dachten Praktiziernde, dass Intervallfasten besonders viele gesundheitliche Vorteile für sie hat. Unter anderem wird davon ausgegangen, dass Intervallfasten gut für das Herz-Kreislaufsystem ist.

Studien konnten positive Effekte von Intervallfasten auf Herz und Kreislauf aber noch nicht belegen, sagt Doktor Stefan Kabisch, Ernährungsforscher an der Charité in Berlin. Aber auch für negative Zusammenhänge, wie in der neuen Studie beschrieben, gibt der Forscher eine Entwarnung. Intervallfasten schadet den meisten Menschen auch nicht, sagt Stefan Kabisch.

Kritik an der neuen Intervallfasten-Studie

Bei der US-Studie wurden Daten aus einer recht großen Umfrage analysiert, die Daten zur Gesundheit und Ernährung der Bevölkerung gesammelt hat. Die neue Auswertung ergab das Menschen, die Intervallfasten betreiben, eine 91 Prozent höhere Sterblichkeit durch Herz-Kreislauferkrankungen hatten.

"In der Umfrage geben die Befragten gar nicht an, ob sie aktiv Intervallfasten oder sozusagen unfreiwillig."
Emily Burkhart, SWR-Wissenschaftsredaktion

Das Problem bei der Auswertung ist, dass die Umfrage als Datengrundlage für die vorliegende Studie eher mit Vorsicht zu betrachten ist, sagen Expert*innen. In der Umfrage geben die Befragten nämlich nicht an, ob sie aktiv Intervallfasten oder beispielsweise gesundheitlich dazu gezwungen sind zu fasten. Deswegen ist es auch möglich, dass Menschen schon aufgrund von gesundheitlichen Problemen Intervallfasten betreiben und Herz-Kreislauferkrankungen schon vorher vorhanden gewesen sind.

Ebenfalls ist diese neue Studie auch nicht durch eine Untersuchung von Expert*innen, ein sogenanntes Peer Review gegangen.

Fasten und die Auswirkungen auf die Gesundheit

Um Intervallfasten präzise zu untersuchen, müsste es eine Interventionsstudie geben, sagt SWR-Wissenschaftsreporterin Emily Burkhart. Das sind Studien, bei denen Forschende aktiv eingreifen, um zu schauen, wie sich bestimmte Behandlungen oder Ernährungsweisen auf die Teilnehmenden auswirken.

In den Interventionsstudien, die es bisher zum Intervallfasten gibt, zeigt sich, das es zu Gewichtsabnahme führt. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich durch Intervallfasten bestimmte Blutwerte verbessern.

Aber eine wirkliche Überlegenheit gegenüber anderen Ernährungsmodellen ist nicht auszumachen, sagt Stefan Kabisch.

Shownotes
Studie in Kritik
Erhöhtes Sterberisiko durch Intervallfasten: Was wirklich dran ist
vom 20. März 2024
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Emily Burkhart, SWR-Wissenschaftsredaktion
Experte: 
Dr. Stefan Kabisch, Ernährungsforscher an der Charité Berlin