Rund 9 Prozent aller Studierenden in Deutschland sind Bildungsausländer. Die Zahl steigt seit Jahren. Baden-Württemberg will sie jetzt zur Kasse bitten.
Bildungsausländer sind all die Menschen, die ihre Hochschulreife, also ihr Abi, nicht in Deutschland gemacht haben. In Baden-Württemberg sind das 9,5 Prozent aller Studenten, bei den Masterstudiengängen sogar noch mehr. Ab dem kommenden Wintersemester soll es dann losgehen, dann sollen Studienanfänger ohne deutsches Abi zahlen, sobald sie nicht aus einem EWR-Land kommen. EWR, das ist der Europäische Wirtschaftsraum, also die EU plus Norwegen, Island und Liechtenstein.
"Gebühren für Ausländer sind nichts Neues, die werden immer wieder diskutiert."
Für alle, die in Deutschland Abi gemacht haben, bleibt Studieren umsonst
Viele ausländische Studierende in Deutschland kommen natürlich aus der Europäischen Union (EU). In Baden-Württemberg studieren aber auch rund 22.000 Menschen, die nicht aus der EU kommen, vor allem Asiaten. Die meisten kommen aus China, dann folgen Indien und Russland. Aber natürlich stehen auf dieser Liste auch die USA oder afrikanische Staaten.
Hintergrund für die Idee, Studiengebühren wieder einzuführen, ist, dass dem Wissenschaftsministerium in Baden-Württemberg der Etat um 48 Millionen Euro gekürzt werden soll. Und jetzt muss das Geld an anderer Stelle wieder reinkommen. Ein Großteil soll durch die neuen Gebühren eingenommen werden. 1500 Euro sollen die ausländischen Studierenden pro Semester zahlen. Da kann dann schon Geld zusammenkommen.
Diejenigen, die diese Idee befürworten, argumentieren, dass die Gebühren in vielen Herkunftsländern der Studierenden ähnlich hoch oder noch viel höher seien. Die Studenten seien Gebühren also gewohnt. Und natürlich argumentieren sie auch mit den Kosten. 13.000 Euro kostet im Schnitt jeder ausländische Student den Steuerzahler im Laufe seines Studiums. Da liegt die Argumentation nahe: Das ist viel Geld. Daran sollen sich die ausländischen Studierenden beteiligen, denn weder sie noch ihre Eltern zahlen vermutlich Steuern in Deutschland.
Angst um gut ausgebildete Arbeitskräfte
Die Kritik an dem Vorhaben: Wenn nur Baden-Württemberg solche Gebühren erhebt, dann werden ausländische Studierende möglicherweise einfach auf andere Bundesländer ausweichen. In der Folge könnten gut ausgebildete Arbeitskräfte wegfallen, denn wer in Baden-Württemberg studiert, sucht dort nach dem Abschluss wohl auch eher nach Arbeit.
Gebühren für Ausländer sind nichts Neues: Sie werden immer wieder diskutiert, und auch in anderen europäischen Ländern werden Gebühren für Ausländer erhoben, in Österreich, Polen oder Schweden zum Beispiel. Gegner sehen daher eine viel größere Gefahr: Sie haben Angst, dass durch das Gesetz die Studiengebühren für alle wieder salonfähig werden.