Das hat es so noch nicht gegeben: Ab Oktober können Studenten an der Hochschule Merseburg in Sachsen-Anhalt und in Uster in der Schweiz ihren Master in Sexologie machen. Doch was genau steckt dahinter? Und: Wissen wir wirklich zu wenig über Sex?

Sexualwissenschaften als wissenschaftliche Disziplin sind bei uns in Deutschland oft der Medizin oder der Soziologie angedockt. In Merseburg in Sachsen-Anhalt ist das ein bisschen anders: Hier bietet eine Hochschule seit 2009 den Masterstudiengang "Angewandte Sexualwissenschaften" an. Mit dem Master of Sexologie hat man das Studienangebot jetzt erweitert.

Befreien von gesellschaflichen Normen und Werten

Jeder Mensch kann und sollte seine sexuelle Selbstbestimmung entwickeln. Doch noch immer sind wir davon ein ganzes Stück weit entfernt, so Harald Stumpe vom Institut für Angewandte Sexualwissenschaft. Das Problem: Die gesellschaftlichen Normen und Werte wirken zu stark.

"Sexologie ist ein Studiengang, der insbesondere interessierte Fachleute befähigt, entsprechende Hilfestellung in der Beratung, in der Bildung zu geben, um die selbstbestimmte Sexualität individuell entwickeln zu können."
Harald Stumpe, Professor am Institut für Angewandte Sexualwissenschaft

Mögliche Berufsfelder liegen im Bereich der Pädagogik und der sexuellen Aufklärung, die man aber nicht nur mit Kindern und Jugendlichen in Verbindung setzen sollte, so betont Harald Stumpe. Bedarf gibt es auch bei Erwachsenen und älteren Menschen: "Sexualität begleitet uns von der Wiege bis zur Barre." Fuß fassen können Absolventen auch in der Beratung. Gerade der neue Master of Sexologie befähigt dazu, auch therapeutisch zu arbeiten und Menschen zu einem besseren, selbstbestimmten und zufriedenstellenderen Sexualleben zu verhelfen.

"Bei diesem Studiengang wird auf einem speziellen sexualwissenschaftlichen Modell aufgebaut: Sexocoporel. Dieser Ansatz ist stark körperorientiert und daher eignet er sich auch besonders, um in therapeutischen Settings angewandt zu werden"
Harald Stumpe, Professor am Institut für Angewandte Sexualwissenschaft

Neben den vielen praktischen Ansätzen werden aber auch theoretische Grundlagen aus den Fachrichtungen Pädagogik, Psychologie und Soziologie vermittelt. Was garantiert nicht vorkommt: Kondome über Gurken ziehen und ähnliche Dinge.

Einen Haken hat die Sache: 19.000 Euro

Wer Master of Sexologie werden will, muss dafür tief in die Tasche
greifen. Und richtig viel Geld verdienen, dass wird man mit dem Studium eher nicht, prognostiziert Harald Stumpe. Doch sei es hoch zufriedenstellend und auch mit Geld nicht aufzuwiegen, Menschen zu einem größeren Glück zu verhelfen.

Shownotes
Sexologie
Sex studieren
vom 07. August 2014
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Harald Stumpe, Professor am Institut für Angewandte Sexualwissenschaft (Ifas)