Seit bald 15 Jahren besteht das African Institute for Mathematical Sciences (AIMS) und bietet talentierten Afrikanerinnen und Afrikanern die Chance, Mathematik auf Weltniveau zu studieren. Die Ausbildung ist so hart, dass die Studenten sagen, AIMS heißt eigentlich: "African Institute for Minimal Sleeping".

Wer am African Institute for Mathematical Sciences (AIMS) in Muizenberg studieren will, muss schon ein abgeschlossenes Mathe-Studium in der Tasche haben, um sich an dem Institut bewerben zu können. Unter den Bewerbern wird noch einmal nach harten Kriterien ausgewählt.

"Es wird nur ein Bruchteil der Bewerber genommen. Da muss man schon ein Mathe-Brain sein."
Jan-Philippe Schlüter, Afrika-Korrespondent

Ausschlaggebend ist aber nicht das Portemonnaie der Eltern, sondern wirklich die eigene Begabung und Leistung. Viele der Studierenden am AIMS könnten sich ohne ein Stipendium das Studium gar nicht leisten, sagt Jan-Philippe. Darunter sind verhältnismäßig viele Frauen. Und: Menschen mit Visionen, die etwas "mit mathematischer Hilfe" in ihren Ländern und auf dem Kontinent verändern wollen, erklärt unser Korrespondent.

"Wir wollen die Wahrnehmung anfechten, dass brillante Forschung nur auf anderen Kontinenten stattfindet. Einerseits geht es darum, dass wir Afrikaner haben, die afrikanische Probleme angehen. Wir glauben dass die Lösungen für globale Herausforderungen auch in Afrika und durch Afrikaner entwickelt werden können."
Barry Green, AIMS-Direktor in Muizenberg

Das Fächerangebot umfasst alles, was im weitesten Sinne mit Mathematik zu tun hat wie Algebra, Statistik, Geometrie, Computerwissenschaften, angewandte Mathematik oder Physik. Diese Fächer sind meist Teil anderer Ausbildungen wie im Gesundheitswesen oder bei Städteplanung. Zusätzlich gibt es Englischunterricht, weil manche der Studenten bis dahin noch nie Englisch gelernt haben.

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Inzwischen gibt es sechs AIMS-Institute auf dem afrikanischen Kontinent. Aber die Nachfrage ist immer noch viel größer als das Studienplatzangebot. Jan-Philippe sagt, dass pro Jahr ungefähr 300 Plätze angeboten werden für schätzungsweise mehr als zehnmal so viele Bewerber. Unter den Studierenden ist rund ein Drittel Frauen, schätzt Jan-Philippe. Das ist beachtlich, da in vielen Ländern noch ein traditionelles Rollenbild herrscht und die Mädchen kaum die Chance einer guten Ausbildung bekommen.

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Das Hochschulgebäude in Muizenberg in Südafrika ist ein ehemaliges Hotel, eher schlicht und mit dem Wesentliche ausgestattet, Studentenzimmer, daneben ein Verwaltungsgebäude, beschreibt Jan Philippe den Campus.

"Es ist ein geiler Ort: Muizenberg. Der Strand ist zu Fuß keine zwei Minuten weg. Wunderbare Natur mit Blick auf die False Bay."
Jan-Philippe Schlüter, Afrika-Korrespondent

Das AIMS wurde 2003 von Mathematikern verschiedener Unis aus Südafrika, aber auch Oxford, Cambridge oder Paris gegründet. Diese Wissenschaftler wollen talentierten afrikanischen Studenten eine mathematische Ausbildung auf Weltniveau bieten.

Gelebter Panafrikanismus

Mit der afrikanischen Nachwuchsförderung hofft das AIMS auch, den nächsten Einstein stellen zu können. Finanziert wird AIMS durch die beteiligten Unis, Entwicklungshilfeorganisationen und verschiedenen Sponsoren. Die Dozenten kommen aus der ganzen Welt, eben die Besten in ihrem Fachgebiet, sagt Jan-Philippe. Darunter sind auch einige, die selbst am AIMS studiert hatten. Das Programm ist knüppelhart, sagt unser Korrespondent und unter den Studierenden heißt das AIMS: "African Institute for Minimal Sleeping". Der Lohn: Jobs an renommierten Unis weltweit, bei der Weltbank, in der freien Wirtschaft.

Eine besondere Herausforderung ist das Zusammenleben der Studierenden am AIMS. Sie kommen aus fünfzig verschiedenen afrikanischen Staaten mit ganz unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Sprachen. Diesen "Panafrikanismus" finden aber alle Studierenden spannend und gut, sagt Jan-Philippe.

Mehr über die akademische Nachwuchsförderung in Afrika:

Shownotes
African Institute for Mathematical Sciences
Kommt der nächste Einstein aus Afrika?
vom 29. Juli 2017
Moderatorin: 
Anna Kohn
Gesprächspartner: 
Jan-Philippe Schlüter, Korrespondent in Afrika