Wir schauen einen Kinofilm, der uns nicht gefällt, bleiben aber im Kino, weil wir ja Eintritt bezahlt haben. "Sunk Cost Fallacy" nennt man dieses Phänomen, an schlechten Investitionen festzuhalten. Es lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen.

Obwohl wir wissen, dass es sinnlos ist, machen wir manchmal Dinge zu Ende – nur, um sie abzuschließen. In der Verhaltenspsychologie nennt man das "Sunk Cost Fallacy": Wir wollen bereits getätigte Investitionen nicht als verloren akzeptieren.

"Je mehr du rein investiert hast, desto schlechter kommst du da raus."
Neurowissenschaftler Henning Beck

Dieses Phänomen gilt nicht nur bei schlechten Geldgeschäften, es lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen – zum Beispiel lässt es sich auch auf schwierige Beziehungen anwenden: etwa, wenn ich zurückblicke und merke, dass die letzte Zeit nicht harmonisch war, aber trotzdem weitermache, weil man ja schon so lange zusammen ist. Das Problem bei derartigen Fehlentscheidungen liegt quasi in uns selbst, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck.

"Wir fühlen einen Verlust immer stärker als einen Gewinn."
Neurowissenschaftler Henning Beck

Je mehr wir also investiert haben – sei es in eine Beziehung oder ein Geschäft – desto mehr möchten wir das zu einem guten Ende bringen. Der Verlust sei für uns schwerer auszuhalten, sagt der Neurowissenschaftler.

Jetzt die richtige Entscheidung für die Zukunft treffen

Aber wie finden wir dann den Absprung? Und: Wie unterscheiden wir eine echte "Sunk Cost Fallacy" von einem Aufwand, der sich am Ende vielleicht doch für uns lohnt? Denn manche Ziele, eine Ausbildung oder ein Studium beispielsweise, können wir ja nur mit einem gewissen Durchhaltevermögen erreichen.

"Man muss sich immer vorstellen: In dem Hier und Jetzt, wo ich bin, was könnte ich da am sinnvollsten mit meiner Zeit, meinem Geld und meinen Ressourcen machen?"
Neurowissenschaftler Henning Beck

Der Trick sei, so Henning Beck, immer aus dem Hier und Jetzt für die Zukunft zu denken. Sich also zu fragen: Welche Entscheidung, die ich jetzt treffe, macht mich künftig glücklicher oder zufriedener? Welche Entscheidung würde mein Zukunfts-Ich am besten finden? Oder, wie der Neurowissenschaftler es formuliert: "Was sollte ich tun, damit, wenn ich in einem halben Jahr zurückschaue, sagen kann: Das war das beste, was ich in diesem Moment tun konnte."

Shownotes
"Sunk Cost Fallacy"-Phänomen
Wenn wir schlechte Investitionen nicht aufgeben wollen
vom 18. März 2023
Autorin: 
Celine Wegert