Sylvio und Andreas sind auf eigene Faust im Irak unterwegs - als Kriegsreporter. Das Geld für die Reise hat Andreas sich geliehen. Warum beide das machen, haben sie uns im Skype-Interview erzählt.
Der Kampf um Mossul - fast täglich hören und sehen wir in den Nachrichten davon. Mossul ist die letzte große Stadt im Irak, die noch unter IS-Herrschaft steht. Die irakische Armee und ihre Verbündeten wollen Mossul zurückerobern. Ein langer und zermürbender Kampf steht vermutlich bevor.
Kurz vor Mossul wurde zuletzt der Ort Baschika befreit. Auf dem Weg dorthin sind jetzt Sylvio Hoffmann und Andreas Schmidt (Pseudonym) - der eine freier Fotograf aus Leipzig, der andere Journalist, der von dort berichtet. Seit zwei Wochen sind die beiden Freunde im Irak, als Kriegsreporter.
"Wir sind immer auf eigene Faust unterwegs"
Andreas, der fließend Arabisch spricht, hat sich 2000 Euro geliehen, um seine Reise in den Irak zu finanzieren. Zuletzt hat er an einem Porträt über einen Deutschen gearbeitet, der in den Irak kam, um dort zu kämpfen. Es geht ihm als Journalist natürlich um die Story. Aber er gibt zu: Ein bisschen Egoismus ist auch dabei. "Ich muss ehrlich sagen, es hat auch etwas mit Abenteuer zu tun", sagt er.
"Jeder Text und jedes Foto ist wichtig."
Sylvio ist schon seit 2014 in Kriegs- und Krisengebieten als Fotograf im Einsatz. Das pfeifende Geschoss, das ganz nah vorbei schießt, hat er schon mehrmals erleben müssen. Aber er sagt: seine Arbeit ist wichtig. Mit Andreas zusammen will er informieren und wachrütteln - zum Beispiel darüber, dass die Peschmerga, die mit der irakischen Armee gegen den IS kämpft, eigentlich nichts habe - kaum Waffen, kaum Essen, kaum medizinische Versorgung.
Gut aufpassen und in Deckung gehen
Mit kugelsicherer Weste, Helm und Erste-Hilfe-Ausrüstung sind Sylvio und Andreas im Kriegsgebiet unterwegs. Bisher ist alles gut gegangen - keiner der beiden wurde bislang verletzt. Dass es für die Familie und die Freunde nicht leicht ist, die beiden im Kriegsgebiet zu wissen, ist klar. "Aber sie sind auch ein bisschen stolz auf mich", sagt Sylvio.
Persönliche Grenzerfahrungen
Momente, in denen er nicht mehr fotografieren wollte, hat Sylvio schon erlebt. Auch Andreas würde nicht über alles schreiben, was er zu sehen bekommt. Irakische Kämpfer wollten ihn neulich mitnehmen in ein Krankenhaus, in dem IS-Kämpfer liegen. Er berichtet von Vergeltungsaktionen der Iraker, die zwar nicht legal sind, aber passieren. In dieses Krankenhaus zu fahren, lehnten Andreas und Sylvio ab. "Das machen wir nicht mit. Wir fotografieren jetzt nicht irgendwelche zermetzelten Körper, die da ausgestellt werden - als Trophäe oder was? Keinen Bock drauf."