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Recep Tayyip Erdoğan (AKP) und Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) gehen voraussichtlich in die Stichwahl – Ende Mai ist es soweit. Ein Blick zurück auf die Wahlnacht in Adıyaman im Erdbebengebiet.

Bei den Präsidentschaftswahlen in der Türkei liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan (AKP) vorn, muss sich aber voraussichtlich seinem sozialdemokratischen Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) in einer Stichwahl stellen.

"Erdoğan hat bisher immer im ersten Wahlgang gewonnen. Es ist das erste Mal, dass er in einen zweiten Wahlgang gehen müsste."
Karin Senz, ARD-Korrespondentin für die Türkei

Laut türkischen Medien erzielte Erdoğan nach bisheriger Hochrechnung knapp über 49 Prozent, Kilicdaroglu 45 Prozent. Erforderlich für den Wahlsieg ist die absolute Mehrheit. (Stand 15.05.2023)

"Es sind noch keine offiziellen Zahlen", sagt Karin Senz, die ARD-Korrespondentin für die Türkei. Sie berichtet aus Adıyaman im Erdbebengebiet.

"Erdoğan Strategie in diese Region Geld zu pumpen, einen schnellen Wiederaufbau zu versprechen, das scheint bei den Wählern angekommen zu sein."
Karin Senz, ARD-Korrespondentin für die Türkei

Im Moment sehe es so aus, als habe Erdoğan in einer seiner Hochburgen rund zwei Prozent verloren – im Vergleich zu 2018.

Rückzug eines Konkurrenten

Karin Senz weist darauf hin, dass die Opposition nach dem Rückzug eines weiteren Kandidaten sich bereits sicher fühlte, Erdoğan ablösen zu können. Muharrem İnce (Memleket Partisi) hatte seine Kandidatur am 11.05.2023 zurückgezogen.

Der seit 20 Jahren als Ministerpräsident und Präsident regierende Recep Tayyip Erdoğan hat damit besser abgeschnitten, als von vielen Beobachtern erwartet, müsste aber zum ersten Mal in eine Stichwahl.

"Es ist ein wichtiges Zeichen, dass es in der Nacht ruhig geblieben ist."
Karin Senz, ARD-Korrespondentin für die Türkei

Bei einem Auftritt vor Anhängern in der Nacht gab sich der autoritär regierende Präsident siegesgewiss. Auch Kemal Kılıçdaroğlu zeigte sich optimistisch. Sein Oppositionsbündnis werde am Ende gewinnen und der Türkei die Demokratie zurückgeben, sagte er. Die Opposition warf dem Lager Erdoğans zudem Manipulationsversuche während der Wahl vor.

Wahlkampf nach dem Wahlkampf

Bei der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahl liegt derweil Erdogans Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) mit derzeit rund 35 Prozent der Stimmen klar vor der Republikanischen Volkspartei (CHP) von Kilicdaroglu, die auf rund 25 Prozent kommt.

"Wir haben Monate einen Wahlkampf hinter uns. Es war ein Marathon. Jetzt kommt ein echter Sprint oben drauf."
Karin Senz, ARD-Korrespondentin für die Türkei
Shownotes
Präsidentschaftswahl
Türkei: Zwei Kandidaten ohne absolute Mehrheit
vom 15. Mai 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Karin Senz, ARD-Korrespondentin für die Türkei