Der "Tag der Jogginghose" - und die frischen Temperaturen draußen - eignen sich hervorragend, um über gepflegtes gemütliches Gammeln zu philosophieren.
Karl Lagerfeld hat mal gesagt: "Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren." Stimmt schon lange nicht mehr.
Viele Designer haben Jogginghosen mittlerweile in ihre Kollektionen aufgenommen: "Lounge Wear" heißt das dann. Manche sagen sogar, dass die Jogginghose bald die Jeans ersetzen wird. Wenn man einer Studie glauben will, dann tragen zumindest in den USA immer weniger Jugendliche Jeans - und immer mehr Jogginghosen. Und die Jogg-Jeans versucht, beides zu vereinen.
Die Zeit der Säcke ist vorbei
Das sind aber eben keine formlosen weiten "Gammler"-Hosen: Gerade die Mädels tragen vor allem eine bestimmte Marke von Yoga-Jogginghosen, die mit diesen Säcken nichts mehr zu tun haben.
"Der Trend zur Jogginghose ist Teil einer größeren Bewegung: 'Athleisure' wird die genannt, eine Kombi aus Athletics und Leisure."
Auch "Mesh", also dieser gelöcherte Stoff, aus dem oft die Innenteile von Trikots gemacht werden, ist wieder modern geworden. Die schicken Hosen mit beidseitigen Knopfleisten, die man in Rekordzeit aufreißen kann, zum Glück nicht.
Was muss eine Jogginghose im Jahr 2016 haben?
- Material ist wichtig: Baumwolle ist okay
- Oder die edlere Variante: Kaschmir oder Seide
(die kosten dann übrigens auch mal 800 Euro, wenn sie vom Designer sind) - Schnitt: engere Form, schlanke Silhouette
- Am Knöchel nicht weit, sondern mit Bündchen – auch bei den Männern
Und was trägt man dazu?
- Enge Oberteile
- Eventuell sogar einen Blazer
- Boots oder High Heels dazu, das gleicht die Hose aus
- Hoodie geht gar nicht
Gemütlich am Arbeitsplatz
Seit den 2000ern ist die Jogginghose wieder angesagt und auch akzeptiert - zum Teil sogar am Arbeitsplatz, wenn es keine zu lässige Variante ist. Liegt das daran, dass wir alle supersportlich rüberkommen wollen? Nein. Eher weil der typische Arbeitsplatz - und damit auch die typische Arbeitskleidung - gar nicht mehr so typisch ist. Viele Leute arbeiten von zu Hause.
"Weil wir eh schon die ganze Zeit so auf Zack sind, wollen wir wenigstens bei den Klamotten entspannt sein."
Es gibt sogar Untersuchungen, bei denen rauskam, dass es sich reicher und respekteinflößender aussehen lässt, wenn man etwas abgegammelte Klamotten trägt. Wenn man zum Beispiel Sneaker trägt statt Anzugschuhe. Oder in der Jogginghose in die Luxusboutique geht. Weil die Leute dann davon ausgehen, dass man mehr Selbstbewusstsein als der Managerkollege hat.
Der Boom der Onesies
Die Weiterentwicklung der Jogginghose ist der Onesie - ein Ganzkörperanzug, aber eben nicht aus schickem Stoff wie ein Jumpsuit, sondern aus Baumwolle. Den Onesie außerhalb der eigenen vier Wände zu tragen, ist aber noch nicht ganz so akzeptiert. Dabei habe er einen großen Vorteil.
"Der Onesie ist noch viel, viel bequemer als die Jogginghose! Außer, wenn man auf Toilette muss als Frau…"
Wenn man nur mal kurz auf die Straße muss, kann man ihn aber auch ruhig anlassen. Mit Jacke drüber sieht‘s nämlich aus wie eine Jogginghose. Für die Arbeit ist der Onesie aber noch nichts, da fehlt noch die gesellschaftliche Akzeptanz.
(Un)sexy Riesenstrampler ?
Einige Blogger haben tatsächlich auch davon gesprochen, dass sich die Onesie-Träger alle wieder in ein Baby-Stadium zurückbegeben. Fazit: Den Onesie besser noch mal mit dem Partner abklären - der Vormarsch der Jogginghose ist sowieso nicht mehr aufzuhalten.