Radioprogramm, WLAN, mobiles Internet, GPS-Signal vom Satelliten - das alles übertragen wir durch die Luft, ohne Kabel. Beim Strom aber geht das nicht.

Es klingt so fantastisch: Wir betreten unsere Wohnung, legen das Tablet auf den Tisch oder tragen das Smartphone noch in der Tasche und ohne, dass wir etwas dafür tun, laden sich die Akkus der Geräte wieder auf. Mit Strom, der kabellos durch die Luft übertragen wird.

Bei einigen Geräten gibt es einen Vorgeschmack drauf wie praktisch es wäre: elektrische Zahnbürsten oder Telefone haben eine Ladestation statt Kabel. Aber die Ladestation ist dann am Ende doch mit der Steckdose verbunden und ganz von alleine laden die Geräte auch nicht.

Strom aus der Luft

Damit der Traum vom kabellosen Aufladen wahr wird, muss noch ziemlich viel passieren. Denn bei der Methode, Strom über die Luft zu übertragen, spielt die Entfernung von der Stromquelle zum Empfänger eine sehr große Rolle. 

Bei der aktuellen Technik, zum Beispiel Handy auf Ladestation, ist die Entfernung sozusagen Null. Und das ist optimal für das elektromagnetische Feld, das für die Übertragung der Energie sorgt. Aber mit jedem Zentimeter Abstand mehr wird die Übertragung sehr viel schwieriger. Und bei einer Wohnung reden wir immerhin über mehrere Meter.

Immerhin arbeiten Wissenschaftler daran. Vor drei Jahren haben südkoreanische Forscher eine Leistung von 10 Watt über sieben Meter drahtlos übertragen. Diese Stromstärke würde tatsächlich ausreichen, um ein Handy zu laden. Aber erstens war das eine Laborsituation, also ein ziemlich großer Aufbau, den niemand zuhause haben möchte.

Und zweitens ist da ein weiteres großes Problem noch nicht gelöst: Bisher funktioniert es nur, Strom durch die Luft zu schicken, wenn sich die Energiequelle und der Energieempfänger nicht bewegen. Wir könnten das Smartphone also nicht in der Hosentasche haben und damit durch die Wohnung laufen, wenn es geladen werden soll.

"Wir sind da noch weit entfernt vom Praxiseinsatz.​"
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk Nova

An folgenden Einsatzgebieten für kabellosen Strom, wird derzeit geforscht:

  • Herzschrittmacher, die durch die Brust hindurch geladen werden, dann kann man sich die Operation für den Akkutausch sparen.
  • Die Königsdisziplin wäre sicherlich das Laden von Elektroautos während der Fahrt, also auf der Autobahn zum Beispiel. Dazu müssten spezielle Leiter in der Fahrbahn verlegt werden, die erzeugen ein elektromagnetisches Feld, und das liefert die Energie an das Elektroauto während der Fahrt. Das ideal, weil man dadurch die Reichweite von E-Autos steigern könnte. Das Ganze ist aber extrem kompliziert und teuer. Und wenn die Technik überhaupt jemals kommt, dann dauert das noch viele Jahre.

Angst vor Elektrosmog

Natürlich gibt es Kritiker, die Bedenken haben, wenn so große elektromagnetische Felder aufgebaut werden, dass sie eine ganze Wohnung durchmessen. Bisher ist jedoch noch nicht viel über diesen Gesundheitsaspekt bekannt. Das Bundesamt für Strahlenschutz zum Beispiel hat noch keine Informationen zu dem Thema. Normalerweise müsste man davon ausgehen, dass beim Laden des Handys in der ganzen Wohnung die Strahlungsintensität deutlich höher sein müsste im Vergleich zum WLAN-Router.

Bei den Dingen, die schon im Einsatz sind, gibt es aber keine Hinweise auf Gesundheitsrisiken, weil die Ausbreitung des elektromagnetischen Feldes eher klein ist. Also das Laden des Handys funktioniert ja wirklich nur, wenn es direkt auf der Station liegt. 

Shownotes
Wireless
Der Traum vom Strom ohne Kabel
vom 12. Oktober 2017
Gesprächspartner: 
Konstantin Köhler, Deutschlandfunk Nova
Moderatorin: 
Sonja Meschkat