Seit unser Smartphone alles kann, will kein Mensch mehr telefonieren. Chatten und Sprachnachrichten sind viel praktischer - und selbstbestimmter.

Schon wenn sie den Klingeton hört, bekommt Laura aus Köln schlechte Laune. "Also meistens denke ich einfach: Oh nee. Ich hab keinen Bock.", sagt sie. Selbst wenn eine Freundin ihre Nummer wählt, will sie lieber eine Serie weiterschauen. Ihre Lösung: Handy auf lautlos stellen und entspannen.

Sprachnachrichten sind das neue Telefonieren

Dank Smartphone sind wir ständig erreichbar. Ja, und so erwarten andere gerne von uns, dass wir immer und jederzeit ans Telefon gehen können. Sogar beim Sex. Aber auch an der Supermarktkasse oder im Zug. Marcel, 24 aus Köln, geht ganz bewusst in bestimmten Situationen nicht dran. Er mag keine spontanen Telefongespräche, bei denen er nicht weiß, was ihn erwartet. Deshalb ruft er lieber zurück. Wer beim Telefonieren unsicher ist, hat oft Angst sich zu blamieren, oder was Falsches zu sagen, sagt der Psychotherapeut Andreas Ströhle. 

"Am häufigsten ist die Sorge, sich in einer bestimmten Situation peinlich zu verhalten."

Im Job kennt wohl auch jeder das komische Gefühl vor einem wichtigen Gespräch am Telefon. Aber bei wenigen ist es mehr, als einfach nur keine Lust. Und dann ist es eher eine Angststörung. Die Betroffenen selbst sehen das oft aber nicht so, sagt Psychotherapeut Andreas Ströhle. 

Telefonieren erst nach Überwindung

Jutta aus Paderborn findet es schwierig, selbst zum Hörer zu greifen. Sie muss sich erst überwinden, um einen Freund oder Bekannten anzurufen. Da ist immer die Sorge in ihrem Kopf, sie könne jemanden stören oder mit ihrem Gespräch langweilen. Inzwischen geht sie einmal in der Woche in eine Selbsthilfegruppe. Dort wird viel über erlebte Telefonate, aber auch über Small-Talk gesprochen - und wie’s geht. 

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Shownotes
Telefonieren
Call me maybe
vom 30. Mai 2017
Moderation: 
Tina Kießling
Autor: 
Benni Bauerdick, Deutschlandfunk Nova