Auch Tiere leiden unter dem Krieg und werden deshalb von Hilfsorganisationen aus der Ukraine evakuiert. Doch auch für sie wird die Situation von Tag zu Tag schwieriger und alle Tiere zu retten zu können, das sei illusorisch, sagt Daniel Cox von Peta Deutschland.
Seit dem 27. Februar ist Daniel Cox von Peta Deutschland in der Ukraine im Einsatz, um dort zusammen mit anderen Hilfsorganisationen aus der Ukraine und Polen verlassene Haustiere aus dem Kriegsgebiet zu retten. Auch für Tiere wurde eine Art Korridor geschaffen, um sie aus den verschiedenen Städten über die Stadt Lwiw im Westen der Ukraine über die Grenze nach Polen zu bringen.
Unfreiwillige Trennung von den Haustieren
Während der letzten Wochen mussten sehr viele Menschen aus der Not heraus ihre Haustiere in Tierheimen abgeben, da sie sie nicht mit auf die Flucht nehmen konnten. Andere mussten ihre Tiere zurücklassen – auch noch im letzten Moment. Daniel Cox berichtet, dass für Haustiere im Zug oft kein Platz mehr sei und die Besitzer*innen sie dann am Bahnhof an Laternen festbinden würden, bevor sie in den Zug einstiegen.
"Menschen haben in ihrer Verzweiflung Hunde mit der Leine an Laternen oder Geländern festgebunden, Katzen in Taschen hinterlassen."
Tierrechtler*innen in der Ukraine haben diese Tiere dann aufgesammelt und in eine Auffangstation gebracht. Doch häufig mussten dann selbst diese Auffangstationen wieder evakuiert werden.
Traumatische Erlebnisse
Für die Menschen, die ihre Haustiere mitnehmen konnten, sei es derzeit leichter, in einer Flüchtlingsunterkunft in Polen unterzukommen als in Deutschland. Bei uns in Deutschland würden die Menschen, die in Flüchtlingsunterkünften wohnen, von ihren Haustieren getrennt werden und die Tiere kämen in ein Tierheim, berichtet Daniel Cox. Teilweise würden die Besitzer*innen ihre Tiere danach gar nicht mehr sehen.
Für Mensch und Tier sei das sehr traumatisch, da viele eine enge Bindung zu ihrem Tier haben und gerade in einer Kriegssituation diese nicht verlieren möchten.
Verfassung der Tiere wird immer schlechter
Zu Beginn der Rettungsaktionen ist die Verfassung der Tiere noch gut gewesen, mittlerweile geht es den Tieren, wenn sie aufgefunden werden, immer schlechter, berichtet Daniel Cox. Manche sind querschnittsgelähmt, andere haben Beine verloren oder sind erblindet.
"Am Anfang waren die Tiere noch in einem guten Allgemeinzustand, die konnte man problemlos transportieren. Inzwischen haben wir Tiere, die beispielsweise querschnittsgelähmt sind oder Extremitäten verloren haben."
Tiere, die verletzt sind und dringende Hilfe benötigen, werden auf die polnische Seite in eine Tierklinik gebracht. Allen Tieren kann man aber einfach nicht helfen – das ist eine Illusion, sagt Daniel Cox.
"Natürlich ist es illusorisch zu glauben, man könnte alle Tiere in der Ukraine retten. Dafür sind es einfach zu viele und wir zu wenige, die dort helfen."
Wer helfen möchte: Örtliche Tierheime kontaktieren
Wer unterstützen möchte, dem rät Daniel Cox, das örtliche Tierheim zu kontaktieren und zu signalisieren, dass man Kapazität hätte, ein Tier aufzunehmen. Dadurch werde automatisch am Ende der Kette, also in diesem Fall in Polen, wieder ein Platz für ein neues Tier frei. Eine andere Möglichkeit ist, ein Tier zeitweise aufzunehmen, bis die Besitzer*innen eine Unterkunft in Deutschland finden, die es ihnen erlaubt, die Tiere wieder zu sich zu nehmen.