Hunde auf einer Wiese statt im Zwinger kennenlernen: Das ist das Konzept von "Bark Date", einer möglichen Lösung, um die vielen Tiere in unseren Tierheimen mit neuen Besitzer*innen zusammenzubringen. Wir haben mal gecheckt, ob das funktioniert.

Viele kennen es vom Onlinedating: Scrollen und Swipen ohne Ergebnis. Einfach zu viel Angebot. So ging es auch Lisa Williamson – allerdings bei der Hundevermittlung: "Als ich letztes Jahr einen Pflegehund aufgenommen habe, dem ich helfen wollte, ein Zuhause zu finden, habe ich gemerkt, dass dieser Hund total untergeht in der Masse an Inseraten im Internet."

Deshalb organisiert die Tierärztin jetzt ehrenamtlich "Bark Dates" in verschiedenen Städten, etwa in Berlin, Leipzig, Bochum oder Köln. "Sie dachte sich: Face to Face ist immer noch der beste Weg in eine glückliche Beziehung", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Katrin Eutin, die Lisa Williamson bei einem Hunde-Speeddating getroffen hat.

"Tierärztin Lisa Williamson dachte sich: Face to face ist immer noch der beste Weg in eine glückliche Beziehung."
Anne-Katrin Eutin, Deutschlandfunk Nova

Das "Bark Date" sei viel gesitteter abgelaufen, als sie erwartet hatte, schildert Anne-Katrin Eutin ihren Eindruck: 30 vorab angemeldete Hunde aus dem Tierschutz waren auf der Hundewiese, alle mit rotem Halstuch mit der Aufschrift "Adopt Me". Die Hunde saßen dort alle – mit einem gewissen Sicherheitsabstand – neben ihren ehrenamtlichen Betreuer*innen.

Elvis zum Beispiel war schon zum zweiten Mal bei einem "Bark Date". Beim ersten Mal hat es nicht geklappt. "Wir hoffen, dass wir jetzt ein passendes Zuhause für ihn finden", sagt seine ehrenamtliche Betreuerin Andrea Haas.

Neue Konzepte gegen überfüllte Tierheime

Aber ist so ein "Bark Date" auch wirklich sinnvoll? Oder könnte das Event die Hunde nicht auch überfordern? Hundetrainerin Kathrin Strehle findet es gut, die Tiere direkt im echten Leben zu treffen. Außerdem gibt es seit Corona eine große Tierschwemme in den Heimen. Neue Konzepte seien da eine gute Idee. "Für mich ist allerdings auch wichtig, dass da nur Hunde hingebracht werden, die mit der Situation umgehen können, also die nicht total gestresst reagieren", so die Hundetrainerin. "Und dass auch vor Ort drauf geachtet wird, dass es nicht zu viel für die Hunde wird."

Reporterin: "Die Hunde waren entspannt drauf"

Mit Elvis, der noch ziemlich jung ist, hat seine Betreuerin Andrea Haas den Trubel auch mal komplett verlassen, damit er wieder runterkommen kann. "Die anderen Hunde waren aus meiner Perspektive eigentlich alle ganz entspannt drauf, obwohl zwischendurch wirklich viel los war", sagt Anne-Katrin Eutin. In den zwei Stunden seien rund 250 Leute vor Ort gewesen.

Zwei Hundebesitzer mit Hund
© Anne-Katrin Eutin
Toni mit seinen Besitzern. Er wurde schon vermittelt, sein Bruder Elvis sucht noch ein neues Zuhause.

Aber lernt man beim Hunde-Speeddating einen Hund fürs Leben kennen? Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Katrin Eutin sagt: "Die Leute, die ich gesprochen habe, waren alle ernsthaft interessiert oder hatten sich sogar schon committed."

Happy End für Elvis?

Trotzdem: Einen Hund nach dem "Bark Date" einfach so mitnehmen, das geht nicht. Bei Tierschutzhunden wird ein viel ausführlicherer Check der Besitzer*innen gemacht, als das bei kommerziellen Hundeverkäufen normalerweise der Fall ist. "Da wird das zukünftige Zuhause dann erst einmal inspiziert und geschaut, ob die individuellen Lebensumstände überhaupt zu dem jeweiligen Hund passen", erklärt Anne-Katrin Eutin.

Auch für Elvis haben sich übrigens ein paar Leute interessiert. Vielleicht gibt es also auch für ihn ein Happy End.

Shownotes
Statt Tierheim
Hunde-Speeddating beim "Bark Date"
vom 25. März 2024
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartnerin: 
Anne-Katrin Eutin, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin