Im Juni 1992 erschüttern schwere Kämpfe zwischen regulären Truppen der Republik Moldau und pro-russischen Kämpfern der Region Transnistrien den kleinen Staat, der zwischen Rumänien und der Ukraine aus der Verfallsmasse der Sowjetunion kurz zuvor entstanden ist. Das Gebiet der Separatisten, die einen Anschluss an Russland befürworten, liegt östlich des Dnjestr, einem Fluss, der auf rumänisch Nistru heißt und Namensgeber Transnistriens ist. Der Konflikt ist vielschichtig.

Ein Teil der Bevölkerung trauert der untergegangenen Sowjetunion nach, andere weigern sich, rumänisch als einzige Amtssprache zu akzeptieren. Sie fordern als zweite Sprache russisch, diese ist aber seit 1989 offiziell abgeschafft worden. Das kommt bei vielen Bewohnern und Bewohnerinnen der Republik Moldau nicht gut an. Sie fürchten um ihre Privilegien aus der Sowjetzeit und haben Angst davor, dass sich Moldau mit dem Nachbarn Rumänien zu einem gemeinsamen Staat vereinigen könnte.

Der "Frozen conflict"

Der Konflikt gewinnt noch dadurch an Schärfe, dass die 14. russische Armee im Land stationiert geblieben ist und mit Nachdruck klar macht, dass sie russische Bürger auch außerhalb der Grenzen Russlands – wenn nötig mit Gewalt – beschützen werde. Im Juli 1992 wird ein brüchiger Waffenstillstand vereinbart, der zwar die Grenzen der Republik Moldau anerkennt, den Status der Region Transnistrien aber weitgehend offenlässt.

Seither gilt der Streit zwischen Transnistrien und der Republik Moldau als "frozen conflict". Allerdings deutet vieles darauf hin, dass Russland während des Kriegs in der Ukraine das Ufer des Schwarzen Meeres erobern und damit eine Landverbindung nach Transnistrien schaffen will. Dann wäre mit Moldawien der nächste Staat durch den russischen Expansionismus bedroht.

Ihr hört in Eine Stunde History:

  • Die Leiterin der Auslandsbüros Rumänien und Republik Moldau der Konrad Adenauer Stiftung, Katja Christina Plate, blickt zurück auf den Konflikt Anfang der 1990er Jahre
  • Der Autor Kilian Graf hat sich wissenschaftlich mit den Konflikten in Transnistrien und ihren Nutznießern beschäftigt
  • Die Journalistin Andrea Diener hat Transnistrien bereist und schildert ihre Eindrücke
  • Die ARD-Korrespondentin in Moskau, Christiana Nagel, schildert die Lage in Transnistrien
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück in die Anfänge der Geschichte Transnistriens
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christina Küfner erinnert an den militärischen Konflikt um den Status von Transnistrien im Sommer 1992
Shownotes
Transnistrien
Im Visier Russlands
vom 03. Juni 2022
Moderatorin: 
Meike Rosenplänter
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Die Leiterin der Auslandsbüros Rumänien und Republik Moldau der Konrad Adenauer Stiftung, Katja Christina Plate, blickt zurück auf den Konflikt Anfang der 1990er Jahre  
  • Autor Kilian Graf hat sich wissenschaftlich mit den Konflikten in Transnistrien und ihren Nutznießern beschäftigt
  • Die Journalistin Andrea Diener hat Transnistrien bereist und schildert ihre Eindrücke
  • Die ARD-Korrespondentin in Moskau, Christiana Nagel, schildert die Lage in Transnistrien