Kristina ist 32 als ihr Freund an Krebs erkrankt, da sind die beiden seit etwas mehr als einem Jahr zusammen. Zehn Monate nach der Diagnose stirbt Ingo und Kristina ist allein. Es dauert eine Weile bis Kristina die Trauer um ihren Freund wirklich zulassen kann. Und auch vier Jahre nach seinem Tod ist die Trauer immer noch nicht weg. Doch Kristina hat einen Weg gefunden mit diesem Gefühl zu leben.
Im Herbst 2013 lernen sich Ingo und Kristina auf einer Party kennen, die beiden treffen sich bei einem Konzert wieder und verlieben sich. Sie leben dann ein ganz normales Pärchenleben mit Pizzaessen und ZDF-Herzschmerzfilmen am Sonntagabend.
Doch das ändert sich im Spätsommer 2014: Ingo fühlt sich zu der Zeit oft schlapp, hat grippeähnliche Symptome, Schmerzen im linken Rippenbogen. Antibiotika helfen nicht, Ruhe auch nicht.
Kurz vor Heiligabend 2014 geht Ingo ins Krankenhaus. Kristina und er denken, dass er eine Lungenentzündung haben könnte. Doch Anfang 2015 kommt dann die Diagnose: Rippenfelltumor. Das ist ein aggressiver Krebs, an dem vorwiegend Menschen erkranken, die mal mit Asbest gearbeitet haben. Dass ausgerechnet Ingo, der Journalist ist, einen solchen Krebs bekommt, ist eigentlich sehr unwahrscheinlich. Eine Aussicht auf Heilung besteht nicht.
"Ingo kommt Ende November 2015 ins Hospiz."
Ingo stirbt zehn Monate nach der Krebsdiagnose
Am 1. Dezember 2015 stirbt Ingo im Hospiz - zehn Monate nach der Diagnose. Kristina ist bei ihm und hält seine Hand. Danach holen ihre Eltern sie ab und dann beginnt eine sehr geschäftige Zeit in Kristinas Leben: Gemeinsam mit Ingos Eltern muss sie die Beerdigung organisieren. In dieser Zeit hat sie oft das Gefühl, dass sie Ingo in einem Vogel erkennt, der vorbeifliegt, oder in einem Nachtfalter, der sich in ihr Badezimmer verirrt.
"Eine Ärztin, mit der ich damals über diese Erlebnisse spreche, sie sagt mir, dass trauernde Menschen offener sind für unerklärliche Dinge."
Die Trauer zulassen
Doch bis Kristina ihre Trauer wirklich zulassen kann, dauert es eine ganze Weile. Zunächst versucht sie sich nämlich erstmal davon abzulenken, mit Arbeit, mit Make-Up-Tutorials. Ihre Freunde und ihre Familie sind in der Zeit für Kristina da, doch trotzdem hat Kristina Angst vor Stille. Besonders Wochenenden und Feiertage sind schwierig für sie, weil sie so viele leere Stunden bedeuten, in denen sie sich mit Ingos Tod hätte auseinandersetzen können. Aber Kristina sagt: "Ich war noch nicht bereit dafür."
Erst ein paar Monate nach Ingos Tod ist Kristina innerlich soweit, ihrer Trauer Raum zu geben. Wie sie das getan hat, hört ihr hier in der Einhundert.
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