Lange galt der Beruf des Piloten oder der Pilotin als Prestige: viele neue Orte, jede Menge Geld, schicke Klamotten, teure Autos. Doch die Corona-Krise macht dem Traumjob einen Strich durch die Rechnung. Die Flieger bleiben am Boden – und für viele Pilotinnen und Piloten sieht es düster aus.

Normalerweise wimmelt es gerade im August auf Flughäfen weltweit nur von Passagieren, die in alle Himmelsrichtungen fliegen wollen. Dieses Jahr sieht das anders aus: Nur rund ein Fünftel des normalen Passagieraufkommens ist derzeit unterwegs, berichtet der Flughafenverband ADV.

"Aktuell sehe ich für mich durch die Corona Krise angesichts der tausenden von Piloten, die gerade in Europa auf dem Markt sind, keine Chance. Es gibt 25-jährige, die fast die gleiche Stundenzahl haben wie ich. Dagegen bin ich mit 31 Jahren weniger interessant."
Elmar Hartmann, Pilot

Elmar Hartmann ist seit knapp drei Jahren Pilot – eigentlich sein absoluter Traumjob. Durch den Einbruch der Branche, glaubt er aber nicht, dass er so schnell wieder in der Luft unterwegs sein wird. Zu vielen Pilotinnen und Piloten geht es ähnlich wie ihm.

Fluglizenz gilt nicht für jeden Flugzeugtyp

Das Problem ist außerdem: Mit einer Fluglizenz lässt sich nicht automatisch jedes Flugzeug fliegen. Hat eine Airline ein bestimmtes Modell, etwa eine Boeing, würden sie derzeit keinen Piloten einstellen, der dieses Modell noch nicht fliegen kann. Denn dann müssten sie ihn erst einmal weiterbilden – und das kostet wieder. Außerdem: Es gibt sehr viele Piloten auf dem Markt, die dieses Modell schon fliegen können.

Kosten für Weiterbildung hoch

Elmar Hartmann hat zwar schon überlegt, sich eigenständig auf das gängigste Modell Boeing 737 ausbilden zu lassen – doch das kostet 25.000 Euro und steigert seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt kaum, sagt er. Elmar Hartmann hat bereits 70.000 Euro in seine Berufsausbildung gesteckt. Für Pilotinnen und Piloten kein Sonderfall, sondern die Regel.

"Mit Fluglizenz, Flugstunden, Theorie und Prüfungen kommen viele auf 80.000 Euro Schulden. Das muss man bereit sein, erst einmal zu investieren, bevor man sich überhaupt bei einer Fluggesellschaft bewerben kann."
Janis Schmitt, Pilot und Sprecher der Vereinigung Cockpit

Wer sich dann im Bewerbungsgespräch durchsetzen kann und eingestellt wird, muss erst einmal dieses Geld wieder reinkriegen. Viele wissen natürlich, dass sich der Aufwand lohnt. Denn ein Kapitän oder eine Kapitänin kann je nach Airline bis zu 230.000 Euro im Jahr verdienen. Die Realität ist aber auch: Am Anfang ihrer Karriere erwartet Pilotinnen und Piloten oft erst einmal nicht das riesige Gehalt.

Das Einstiegsgehalt schwankt je nach Airline und je nach Zuschlägen für Nachtstunden oder Wochenend-Diensten. Aber wenn es schlecht läuft, und jemand wenig fliegen kann, so wie es derzeit der Fall ist, dann kann das monatliche Gehalt auch bei 1.800 Euro liegen, sagt Janis Schmitt. Und von 24.000 Euro Jahresgehalt lasse sich der Kredit nicht so schnell abbezahlen.

Lage voraussichtlich unverändert bis 2024

Elmar Hartmann hat seinen Kredit zwar schon abbezahlt, Geld kann er gerade trotzdem nicht verdienen. Er bewirbt sich auf alles, was überhaupt auf den Markt kommt. Doch der Ansturm auf die Stellen ist riesig. Auf eine Stelle würden knapp 4.000 Bewerbungen kommen.

Janis Schmitt meint: Das wird sich erst einmal nicht ändern. Er rät allen Pilotinnen und Piloten in der Ausbildung, diese zwar noch zu Ende zu machen. Alle, die noch nicht angefangen haben, sollten aber überlegen, zuerst ein Studium oder eine Ausbildung in einem anderen Bereich zu beginnen.

Shownotes
Weniger Flüge seit Corona
Pilot: Traumjob in der Krise
vom 31. August 2020
Autorin: 
Friederike Müllender, Deutschlandfunk Nova