Das Leben in der Stadt hat nicht nur Vorteile. Deshalb hat das Land eine gewisse Anziehungskraft. Das "Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung" hat zusammen mit einer Denkfabrik 18 Wohn- und Arbeitsprojekte untersucht, in denen sich Städter neue Räume auf dem Land erschließen und so positive Effekte auch für die dortige Bevölkerung erreichen.
Die Forschenden haben "Urbane Dörfer - Wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann" in ihrer Studie untersucht - insbesondere größere Gruppenprojekte in Ost-Deutschland.
Dabei handelt es sich um Projekte, die nicht im Speckgürtel einer Großstadt liegen. Denn gerade im Osten Deutschlands ist die Bevölkerungsentwicklung negativ bis teilweise dramatisch. Weil hier bereits nach der Wende viele Menschen abgewandert sind und sich diese Entwicklung auch künftig nicht verbessern wird.
Bevölkerungsrückgang im Osten hält an
Nach Prognosen wird zum Beispiel Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2035 noch einmal 16 Prozent seiner Einwohner verlieren. Dann werden dort noch 1,9 Millionen Menschen leben. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 lebten dort noch 2,9 Millionen Menschen.
Auch in der anderen ostdeutschen Bundesländer werden die Einwohnerzahlen schrumpfen - wenn auch weniger drastisch. Deshalb stellt sich die Frage, wie sich das Leben in den dortigen ländlichen Regionen möglicherweise wieder ankurbeln lässt. Laut den Forschenden könnten die untersuchten Projekte den Anfang einer neuen Bewegung bilden.
Leben und arbeiten in einem Ex-Tante-Emma-Laden und einer ehemaligen Fabrik
Unter den 18 Projekten sind kleinere Projekte, zum Beispiel in Brück, im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Hier haben sich vier Leute zusammengetan, die den alten Konsum wieder hergerichtet haben und ihn bewohnen.
Ein anderes Projekt ist die Genossenschaft Uferwerk, die das Gelände einer ehemaligen Schaltgerätefabrik in Werder an der Havel in Brandenburg gekauft hat. Seit Jahren lag es brach. 60 Wohnungen hat die Genossenschaft dort gebaut. 100 Erwachsenen und 60 Kinder - alles ehemalige Großstädter - leben inzwischen in der ehemaligen Fabrik.
Die Dörfer profitieren von verschiedenen positiven Effekten
Die untersuchten Projekte haben laut der Forschenden positive Effekte für die ländlichen Regionen. Dies hätten die Ergebnisse der Studie gezeigt. Denn bei den Projekte ginge es den Menschen nicht nur darum, am jeweiligen Ort zu wohnen, sondern auch darum, ihre Umgebung aktiv mitzugestalten.
Durch die Ideen aus der Großstadt wie zum Beispiel Co-Workingspaces, Carsharing, Mitfahr-Apps oder ein Kursangebot würden sie Teile des jeweiligen Dorfes neu beleben.
Ein Ergebnis der Studie: Das Land brauche nicht nur neue Menschen, sondern auch neue Ideen. Und genau dafür seien die neuen Wohn- und Lebensprojekte nützlich.
"Laut den Forschenden geht es den Menschen nicht nur darum, dort zu wohnen."
Schwierigkeiten müssen überwunden werden
Die Realisierung der verschiedenen Projekte erforderte allerdings auch die Überwindung bestimmter Hürden. Eine Gruppe wollte beispielsweise ein Café eröffnen, benötigte dafür aber eine Gastroküchenausstattung, die entsprechenden Hygienevorschriften entsprechen muss.
"Einfach ist das Landleben sicherlich nicht. Dieser Schritt vor allem."
Neben solchen Details sei - laut der Untersuchung - ein wichtiger Aspekt der Zugang zum Internet. Denn nur wenn in den ländlichen Regionen ein schnelles Netz vorhanden sei, könne in digitalen Zusammenhängen gearbeitet werden.
Das sei bei vielen kleinen ostdeutschen Gemeinden eben noch nicht der Fall. Bisher seien die meisten Projekte deshalb tatsächlich schon noch im näheren Dunstkreis von Städten.