Um den Tschadsee herum herrschen Trockenheit, Hunger und Gewalt. Die Terrormiliz Boko-Haram bleibt dort aktiv. Wir haben mit einem Experten über die Lage gesprochen – und über Auswege.
Die Tschadsee-Konferenz in Berlin lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Länder Nigeria, Niger, Kamerun und den Tschad. Millionen Menschen sind in der Sahelzone auf der Flucht vor Armut, Hunger und Gewalt. Eine der Fluchtursachen in der Region ist die islamistische Terrorgruppe Boko-Haram.
Ein gedemütigtes Volk
Der Journalist Wolfgang Bauer schreibt regelmäßig über die Tschadseeregion und nennt einige Fakten zu der Terrormiliz: Die Boko-Haram rekrutieren sich überwiegend aus der Volksgruppe der Kanuri – einer ehemaligen Hegemonialmacht in der Region.
"Da kommt dann beides zusammen: Das Elend von heute, die Perspektivlosigkeit und die ferne Erinnerung an den alten Ruhm und die alte Größe, die es wieder zu erringen gilt."
Im Jahr 2015 haben sich die Boko-Haram dem sogenannten Islamischen Staat angeschlossen und hatten zu dieser Zeit etwa ein Fünftel Nigerias militärisch unter ihrer Kontrolle. Jetzt ist die Gruppe zusammengeschrumpft, aber zahlenmäßig nicht exakt zu erfassen. Ihre Mitglieder wollen sich nicht zählen lassen, und es fehlen zuverlässige Quellen in der Region.
Ihre militärische Schlagkraft hat die Miliz gerade wieder unter Beweis gestellt. Boko-Haram-Kämpfer haben im Nordosten Nigerias mindestens 48 nigerianische Soldaten getötet. Davon berichteten Armeequellen am 1. September.
Millionen sind vom Tod bedroht
Die Region ist eine der ärmsten der Welt. Durch anhaltende Trockenheit haben sich die Erntezeiten verschoben. Das Elend und der Hunger werden sich in der weiteren Umgebung des Tschadsees voraussichtlich noch verschärfen und damit auch die Verteilungskämpfe.
Wolfgang Bauer schätzt, dass rund 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind und dort insgesamt rund sieben Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht sind. Ziel aller Hilfsanstrengungen müsse eine anhaltende Stabilisierung der Sahelzone sein. Wolfgang Bauer gibt zu bedenken, dass gerade große finanzielle Hilfspakete zu massiven Korruptionsproblemen führen können. Er warnt: Wenn der Weg von Hilfsgeldern nicht ausreichend genau überwacht und kontrolliert werde, können die Mittel die Konflikte in der Region noch verlängern.
"Es ist wichtig, dass die gesamte Sahelzone mit Ausbildungs-, Bildungs- und Aufforstungsprogrammen stabilisiert wird, und da wünsche ich mir breit aufgestellte Programme, die nicht nur über große Pakete und Träger umgesetzt werden."
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- Helfer Christian Katzer: "Wir können mit einfachen Mitteln Leben retten" | Christian Katzer arbeitet als Operations Manager bei Ärzte ohne Grenzen. Er ist unter anderem zuständig für die Zentralafrikanische Republik. Jedes Jahr reist er in das Land. Und sieht immer wieder Gewalt, Elend - und Hoffnung.
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