Jan wohnt als Testperson in einer überwachten Wohnung. Alle seine Bewegungen werden dokumentiert. Morgens aufstehen, Brot toasten, Klo benutzen: Die Daten sollen Informationen über künftige Erkrankungen liefern.
Irgendwann hatte der Student Jan keine Lust mehr auf WG-Leben. Die Anzeige "Testperson für Forschungswohnung von der TU Braunschweig gesucht" kam ihm da gerade recht. Er zahlt für seine Zwei-Zimmer-Wohnung keine Miete - dafür lässt er sich überwachen. Und zwar komplett.
"Natürlich macht man sich seine Gedanken, ob es nicht so ein bisschen Big-Brother-like ist, dass man die ganze Zeit überwacht wird."
Die Wissenschaftler vom Institut für medizinische Informatik überwachen jeden seiner Schritte: Sensoren informieren sie darüber, ob Jan sich nach dem Toilettengang die Hände wäscht, wann er aufsteht, wo er sich in der Wohnung befindet, ob er sich einen Toast zubereitet und vieles mehr. Ziel ist, durch die Überprüfung des Verhaltens einer Person, Krankheiten frühzeitig zu diagnostizieren oder Unfälle in den eigenen vier Wänden schnell zu erkennen.
"Tja, und jetzt müssen wir noch schnell den Wasserhahn betätigen, sonst denken die Leute, wir hätten uns nicht die Hände gewaschen."
Die Forscher wollen also aufgrund ungewöhnlicher Verhaltensmuster erkennen, ob jemand gestürzt ist, dement wird oder zum Beispiel eine depressive Phase durchlebt. Für die Kritiker ist es die totale Überwachung und ein Verstoß gegen den Datenschutz, sowie die Verletzung des Rechts auf Selbstbestimmung.
"Wird eine Person aktiver, wird eine Person weniger aktiv, kann das beispielsweise auch Rückschlüsse auf eine manisch-depressive Erkrankung geben."
Die Wissenschaftler sehen im Gegenzug die Möglichkeit, dass der Bewohner einer Wohnung Rückmeldung über sein Verhalten bekommt. Daran könnten dann auch Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung erkannt werden. Ein künftiges Modell, um auch ältere Menschen länger in den eigenen vier Wänden wohnen zu lassen, aber trotzdem im Ernstfall schnell reagieren zu können.
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