Eine militärische Schutzmacht für das eigene Vermögen? Sicher ist sicher, finden einige russische Oligarchen und Militärs. Sie haben sich private Armeen zugelegt. Wagner ist nur die bekannteste und größte von ihnen. Versuch eines Überblicks.
Nach dem kurzen Aufstand von Jewgeni Prigoschin und seiner Söldner gegen die militärische Führung der russischen Armee, befindet sich der Oligarch nun mutmaßlich in Belarus. Mit Diktator Alexander Lukaschenko war ursprünglich vereinbart worden, dass Jewgeni Prigoschin nach Weißrussland ziehen und die Wagner-Truppen in die Ukraine zurückkehren werden.
Belarus als Ausweichoption für Söldner
Inzwischen scheint es auch vorstellbar, dass ein Großteil der Wagner-Söldner nach Belarus ausreist. Nach Auskunft belarussischer Seite werden dort bereits Unterkünfte für sie erreichtet, weiß Dlf-Osteuropakorrespondentin Sabine Adler.
"Man versucht, diese Wagner-Truppe wahrscheinlich möglichst geschlossen nach Belarus zu holen."
Andererseits scheint auch die russische Armee weiterhin daran interessiert zu sein, möglichst viele der Kämpfer in ihre Reihen zu integrieren. Die zwangsweise Unterstellung seiner Einheiten unter Armeekommando gilt als Hauptmotiv für Jewgeni Prigoschins Aufstand.
"Man lockt diese Söldner, die sollten sich doch dem Verteidigungsministerium unterstellen."
Obwohl die Anklage seitens des russischen Geheimdienstes FSB gegen den Oligarchen fallengelassen wurde, wird gegen Jewgeni Prigoschin immer noch wegen Hochverrats ermittelt (Stand 27.06.2023). Der Auslöser: In einem am 23. Juni 2023 veröffentlichten Video sagte er, dass die Rechtfertigungen der russischen Regierung für die russische Invasion in der Ukraine auf Lügen beruhten.
Wagner-Erfolge gegen die russische Luftwaffe
Die Söldner der PMC Wagner hatten sich daraufhin aus der Ukraine zurückgezogen, die russische Stadt Rostow am Don besetzt und sich auf den Weg nach Moskau gemacht. Während der Scharmützel schossen Wagner-Einheiten ein Iljuschin-Il-22-Kampfflugzeug und mehrere Militärhubschrauber der russischen Seite ab. Präsident Putin bezeichnete die Aktion als Verrat und versprach, den Aufstand niederzuschlagen.
"Das sind Einheiten, die sich Leute zugelegt haben, die etwas zu verteidigen haben, ihre Machtposition und Vermögenswerte."
Wagner ist nicht die einzige Privatarmee in Russland, wenn auch sicherlich die größte, wie Dlf-Osteuropakorrespondentin Sabine Adler betont. Sie zählt eine Auswahl auf:
- die Privatarmee des Gaskonzerns Gazprom Neft
- Redut, hier sollen die Oligarchen Oleg Deripaska und Gennady Timschenko im Hintergrund stehen
- Patriot, sie steht dem russischen Verteidigungsministerium nahe
Stürze Wladimir Putin, könne ein Verteilungskampf beginnen, der auch mit diesen Privatarmeen geführt wird, sagt Sabine Adler. Diese würden dann die Konflikte der Oligarchen untereinander mit militärischer Gewalt austragen. "Dann kann sozusagen die Verteidigung der Interessen mit militärischen Mitteln erfolgen", sagt sie.
"Manche sprechen von Bürgerkrieg. Nicht in dem Sinne, dass jetzt Volksmassen aufeinander einstürmen, sondern dass in der Elite dann jeder gegen jeden kämpft."