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Aufgrund der Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie ist in den USA die Arbeitslosenquote von rund 3 auf fast 15 Prozent gestiegen. Das Sozialsystem der USA ist mit dieser Masse überfordert.

Es ist ein trauriger Rekord: Die Arbeitslosenzahl in den USA erreicht ein seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch nie dagewesenen Rekord. Innerhalb kurzer Zeit schnellt die Quote von rund 3 auf fast 15 Prozent hoch. Ungefähr 33 Millionen Menschen haben zum ersten Mal einen Antrag auf Arbeitslosengeld gestellt. Allein im April sind 20 Millionen Arbeitsplätze weggefallen.

Diese Zahlen stehen für viele Einzelschicksale. Jan Bösche, ARD-Korrespondent in Washington, sagt, dass sich an dieser dramatischen Entwicklung gut erkennen lässt, wie in den USA der Arbeitsmarkt funktioniert. Menschen, die in der Gastronomie oder im Einzelhandel gearbeitet haben, sind einfach entlassen worden, nachdem das Geschäft oder Restaurant schließen musste.

"Alle Versuche der Politik haben wenig genützt, die Arbeitgeber zu überzeugen, mit Hilfen die Menschen zu unterstützen. Jetzt sind die Leute auf sich selber gestellt."
Jan Bösche, ARD-Korrespondent in Washington

Die Menschen, die ihren Job verloren haben, sind jetzt auf sich selbst gestellt. Es gibt zwar Arbeitslosenhilfe in den USA, aber die läuft schleppend an, und nicht jeder hat Anspruch darauf, sagt Jan Bösche.

Kein Sparstrumpf unter der Matratze

Erschwerend kommt hinzu, dass viele US-Bürgerinnen auch kein finanzielles Polster haben. Sie brauchen ihr monatliches Gehalt, um die Lebenshaltungskosten zu bezahlen.

"Die Leute können keine Miete mehr bezahlen und keine Lebensmittel mehr kaufen."
Jan Bösche, ARD-Korrespondent in Washington

Bei einer Umfrage hat ein Fünftel der Mütter angegeben, den Kindern nicht genügend Essen kaufen zu können. Zwar gibt es Tafeln in den USA, doch diese werden gerade überrannt von den vielen Hilfsbedürftigen, sagt Jan Bösche. Hinzu kommt, dass die Lebensmittelindustrie derzeit weniger spendet, sodass auch das Angebot knapper ist als sonst.

Kein Kurzarbeitergeld made in Germany

Dass die Entwicklung so kommen würde, war seit Wochen abzusehen, sagt Jan Bösche. Es konnte beobachtet werden, wie viele Menschen sich in den einzelnen Bundesstaaten arbeitslos gemeldet haben. Die Politik hat versucht darauf zu reagieren, indem sie das Arbeitslosengeld ausgeweitet und erhöht hat. Gleichzeitig hat sie für Unternehmen Kredite auf den Weg gebracht, damit sie das Personal nicht entlassen – ein ähnlicher Ansatz wie Kurzarbeitergeld. Das war bislang in den USA nicht etabliert und musste erst eingeführt werden.

Doch es gibt schon die Ersten, die darüber diskutieren, wie weit der Staat dieses soziale Netz überhaupt aufspannen soll. Die Demokraten fordern, dass Lebensmittelgutscheine ausgeweitet werden sollen, während die Republikaner dagegen sind. Für die Menschen, die auf die Hilfe angewiesen, ist das eine bittere Diskussion.

"Das soziale Netz in den USA ist sehr viel löchriger als in Deutschland."
Jan Bösche, ARD-Korrespondent in Washington

Das Arbeitslosengeld wird von den Bundesstaaten verwaltet. Einige der Staaten haben in den vergangenen Jahren versucht, die Zahl der Antragsteller niedrig zu halten, erklärt Jan Bösche. Beispielsweise ist in manchen Staaten nicht möglich, den Antrag online zu stellen, sondern man muss zur Behörde gehen, die oftmals nicht gut erreichbar ist.

"Man sieht in dieser Krise, wo die Grenzen des amerikanischen Sozialsystems sind."
Jan Bösche, ARD-Korrespondent in Washington

Das bisherige System der Arbeitslosenhilfe ist jetzt vollkommen damit überfordert, die vielen neuen Anträge zu bearbeiten, sagt Jan Bösche. Das liegt auch an veralteten Computersystemen, mit denen die Behörden arbeiten müssen.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
USA
Grenzen des Sozialsystems erreicht
vom 08. Mai 2020
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Jan Bösche, ARD-Korrespondent in Washington