Der Verdacht, Donald Trump habe im Wahlkampf zu illegalen Mitteln gegriffen, ist alt. Neu ist, dass sein ehemaliger Anwalt Michael Cohen ihn vor Gericht belastet. Wir haben mit unserem Korrespondenten gesprochen.

Die Ermittlungen der US-Justiz rücken dramatisch nahe an Präsident Donald Trump heran. Sein langjähriger Anwalt Michael Cohen bekannte sich vor einem New Yorker Gericht der illegalen Wahlkampffinanzierung schuldig - und bezichtigte den Präsidenten der Anstiftung und der Mittäterschaft. Donald Trump wies Michael Cohens Vorwürfe als erfunden zurück.

Michael Cohen belastet Donald Trump

Die Aussage seines früheren Vertrauten ist für den Präsidenten besonders brisant: Michael Cohen gab zu, im Wahlkampf 2016 Schweigegeld an zwei Frauen gezahlt zu haben. Der Anwalt sagte aus, er habe dabei "in Abstimmung mit und auf Anweisung von" Donald Trump gehandelt.

"Zum ersten Mal gibt es einen Hinweis auf ein strafbares Verhalten des Präsidenten. Michael Cohen hat unter Eid ausgesagt, dass er auf Anweisung Trumps im Wahlkampf Schweigegeld an zwei Frauen bezahlt hat."
Thilo Kößler, Korrespondent für Washington

Zwar sind Schweigegeldzahlungen als solche nicht illegal. Die US-Justiz argumentiert aber, dass es sich dabei de facto um Wahlkampfausgaben handelt, die als solche hätten deklariert werden müssen. Michael Cohen schloss sich vor Gericht dieser Auffassung an: Er habe das Geld gezahlt mit der "Intention, die Wahl zu beeinflussen".

Cohen hofft auf Strafminderung

Michael Cohens Aussage vor Gericht war Teil einer Abmachung mit der Staatsanwaltschaft, von der er sich Strafminderung in seinem Verfahren wegen Bank- und Steuerbetrugs erhofft. Diese Vorwürfe stehen nicht im Zusammenhang mit seiner Arbeit für Donald Trump.

"Michael Cohen droht eine massive Haftstrafe. Er hat klar gemacht, dass seine Familie vorgeht, vor der Loyalität zu seinem Präsidenten."
Thilo Kößler, Korrespondent für Washington

Die Bedeutung von Michael Cohens Vorwürfen spielte der Präsident herunter: Es handle sich um "Verstöße bei der Wahlkampffinanzierung, die kein Verbrechen sind", schrieb er. Seinem früheren Anwalt warf er vor, vor der Justiz "eingeknickt" zu sein.

Das Verfahren gegen Michael Cohen hatte keine direkte Verbindung zur Arbeit von Sonderermittler Robert Mueller. Allerdings ist Michael Cohen bereit, mit dem Sonderermittler zusammenzuarbeiten.

Zwar kann der US-Präsident nach geltendem Recht nicht vor Gericht gestellt werden; sollten sich die Vorwürfe jedoch bestätigen, dürften die Rufe nach einem Amtsenthebungsverfahren lauter werden.

Mehr zu den Donald Trump bei Deutschlandfunk Nova:

  • Donald Trump vs. Steve Bannon: Vereidigte Leberwurst  |   Als Donald Trumps wichtigster Berater wurde Steve Bannon zur Berühmtheit. Dann flog er aus dem Weißen Haus. In einem neuen Buch erhebt der Rechtsextremist krasse Vorwürfe. Und der Präsident? Er reagiert mit Beleidigungen.
  • Donald Trump auf Twitter: Gelöscht für 11 Minuten  |   "@realdonaldtrump does not exist" hieß es am 2. November 2017 um 19 Uhr Ortszeit. 11 Minuten lang. Ein Ex-Mitarbeiter von Twitter hatte das Profil des US-Präsidenten gelöscht.

Unser Bild zeigt Donald Trumps ehemaligen Anwalt Michael Cohen nach seiner Aussage vor Gericht am 21. August in New York. Über die aktuelle Entwicklung in den USA informieren unsere Nachrichten und Dlf24.de.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Korrespondent zu Cohen-Aussage
"Für Trump ist wirklich Gefahr im Verzug."
vom 22. August 2018
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Thilo Kößler, Korrespondent für Washington