Ein Leben ohne Vergleiche? Unmöglich, sagt Thomas Mußweiler. Und das ist auch gut so. Denn der Vergleich mit anderen spornt uns an. Wichtig ist allerdings, mit wem wir uns vergleichen.

Egal was wir sagen, wenn wir anderen Eigenschaften zuschreiben, stellen wir automatisch einen Vergleich an. Schon in einem Satz wie: "Emil ist klug" steckt der Vergleich. Denn wenn Emil klug ist, sagen wir automatisch auch, dass er klüger ist als andere. Und schon ist der Vergleich da. Ist ja auch logisch, schließlich wollen wir Besonderheiten herausstellen, wenn wir andere Menschen beschreiben.

Dazu gehört natürlich auch, dass wir andere Menschen genau beobachten und Maßstäbe setzen. Oft sind wir selbst der Maßstab. Schließlich wollen wir wissen, wo wir in einer Gruppe stehen. Dazu müssen wir unsere Eigenschaften möglichst gut einschätzen können. Und das geht eben nur über den Vergleich mit anderen Gruppenmitgliedern. Außerdem hilft uns der Vergleich dabei zu lernen.

"Wenn man sich mit einem Anderen vergleicht, der etwas besser kann als man selbst, kann man Schlüsse ziehen, wie man die eigene Leistung steigern könnte."

Der Vergleich nach unten

Vor allem, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht, brauchen wir Vergleiche. Wer war schon mal in einer ähnlichen Lebenssituation? Wie hat er sich entschieden? Welche Erfahrungen hat er gemacht? All das sind Fragen, die wir in Bezug zu unserer eigenen Person setzen, wenn wir etwas Wichtiges entscheiden müssen. Natürlich sollten wir genau überlegen, mit wem wir uns da vergleichen. Wer sich als Sportanfänger mit einem Profisportler vergleicht, bei dem sorgt der Vergleich ganz sicher eher für Frust als für Motivation.

"Wenn unser Selbstbild ins Wanken geraten ist, suchen wir gezielt Vergleiche mit Personen, die schlechter sind als wir."
Die Vergleichsperson hängt von der Situation ab, sagt Thomas Mußweiler

Wir suchen uns gerne Vergleichspersonen, die uns ein positives Selbstwertgefühl vermitteln. Vor allem wenn es uns schlecht geht, kann uns das helfen, die eigene Position nicht mehr ganz so negativ wahrzunehmen. Diese Art des Vergleiches ist eine Art Notprogramm oder Rettungsanker. Selbstbetrug nutzt uns dabei wenig. Denn vor allem, wenn wir uns in einer Gruppe befinden, kann eine schlechte Selbsteinschätzung bestraft werden. Können wir uns nämlich nicht richtig selbst einschätzen, laufen wir Gefahr von der Gruppe weniger akzeptiert zu werden.

  • Moderation: Verena von Keitz
  • Gesprächspartner: Thomas Mußweiler, Professor für Sozialpsychologie