Laut dem Verband der Automobilindustrie kommt auf 22 E-Autos eine Ladesäule. Die Verkehrsministerkonferenz in Bremen, die heute beginnt, wird Lösungen für dieses Problem finden müssen. Wir haben mit einem Kölner Unternehmen gesprochen, das Ladestationen dort aufstellt, wo es Lücken in städtischen Netzen gibt.
Es gibt immer mehr E-Autos. Wenn man von den eingesparten Emissionen ausgeht, ist das erst einmal eine gute Nachricht. Problem: Der Ausbau der E-Ladestationen für all diese Fahrzeuge hinkt hinterher, es gibt schlicht zu wenige.
Denise Temp ist die Geschäftsführerin des Kölner Unternehmen "On Charge". Es baut Ladestationen dort auf, wo es Lücken gibt in städtischen Netzen – und verhandelt mit den Städten.
Ladesäulen werden kostenlos errichtet
Menschen, die eine Ladestation brauchen, können sich über die Homepage bei "On Charge" registrieren. In der Regel sind das Bewohner*innen von Mehrfamilienhäusern ohne eigenen Stellplatz und ohne eigene Garage, die in Zukunft auf eine öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind, erklärt Denise Temp.
Die Ladesäulen werden auf Anfrage der Bürger*innen kostenlos errichtet. Finanziert wird das Ganze mit Investoren über Crowd Invest – und refinanziert schließlich über den Stromverkauf an der Ladesäule.
"Wir finanzieren das Ganze über Investoren über Crowd Invest – und refinanzieren es über den Stromverkauf an der Ladesäule."
Natürlich kann "On Charge" nicht wild überall Ladesäulen aufstellen. Der Prozess, sich mit den Städten über die Standorte abzusprechen, sei teilweise sehr mühsam, sagt Denise Temp.
Problem: Monopolbildung
In manchen Städten gebe es eine Art Monopolbildung und die Verantwortlichen hätten gesagt: Nein, bei uns dürfen nur die Stadtwerke E-Ladestationen aufbauen und keine externen Anbieter. Die Strompreise an den E-Zapfsäulen – die durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise ohnehin teuer sind – werden also manchmal durch die regionalen Stromanbieter bestimmt. Um zu überprüfen, ob sich deren Marktmacht in Richtung Monopol bewegt, führt das Bundeskartellamt gerade eine Sektoruntersuchung durch.
Die gute Nachricht: Die Situation habe sich schon etwas verbessert, der Großteil der Städte sei mittlerweile anderen Anbietern gegenüber aufgeschlossen, so Denise Temp.
Kommunen arbeiten oft langsam
Darüber hinaus hätten sich manche Städte aber praktisch noch keine konkreten Gedanken zum Thema E-Mobilität oder Ladesäulen gemacht. Häufig gibt es keine verantwortlichen Mitarbeiter*innen dafür, berichtet Denise Temp.
"Wenn wir eine Anfrage stellen, geht oft erst die große Reise durch die Verwaltungen und Ämter los. Es folgen verschiedene Ausschusssitzungen und dauert sehr lange."
Entscheidungen dauerten sehr lange. Oft blieben Anträge, um eine eigene Ladesäule ans Stromnetz anzuschließen, monatelang unbeantwortet. Je nach Kommune dauert der Genehmigungsprozess mindestens ein halbes Jahr, manchmal sogar mehr als ein Jahr, sagt die Geschäftsführerin von "On Charge".
Die Strompreiserhöhungen durch den Ukraine-Krieg habe das Unternehmen bis jetzt übrigens noch einigermaßen im Griff, sagt Denise Temp. Viele der Verträge würden noch bis Ende 2022 laufen. Spätestens Anfang nächsten Jahres werde das dann aber natürlich Thema und man müsse sich dem Markt anpassen und die Strompreise erhöhen.