Bisher war man davon ausgegangen, dass Viren keine Fressfeinde haben. Diese Annahme ist nun aber widerlegt. Im Meer fanden Forschende winzig kleine Einzeller, die sie jetzt genauer erforschen wollen.

Forschende aus den USA haben im Meer zwei Einzeller, sogenannte Choanoflagellaten und Picozoa, gefunden, die sich von Vieren ernähren, um mit ausreichend Stickstoff und Phosphor versorgt zu sein. Damit ist die Annahme, dass Viren keine Fressfeinde haben, widerlegt.

Konkret geht es um die beiden Einzeller-Gruppen der Kragengeißeltierchen und die gerade einmal drei Mikrometer großen Picozoa. (Zum Vergleich: 1 Millimeter = 1000 Mikrometer) Picozoa gehören aufgrund ihrer winzigen Körpergröße zu den kleinsten, freischwimmenden Meeresorganismen, erläutert Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Tepper.

"Die Forschenden sagen: sehr wahrscheinlich fressen diese Einzeller Viren. Das ist eine neue Erkenntnis, denn bis jetzt dachte man, dass Viren keine Fressfeinde haben."
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten.

Die Forschenden untersuchten im Nordatlantik und dem Mittelmeer unterschiedlichste Einzeller, um Genaueres darüber zu erfahren, wo sie vorkommen und was sie fressen. Dabei stießen sie, neben dem Erbgut der Einzeller, auch auf die DNA von Bakterien und Viren. Den Forschenden fiel auf, dass es sich dabei um sogenannte Bakteriophagen, also Vieren, die sich in Bakterien vermehren, handelt. In einigen Einzellern fanden die Forschenden überhaupt keine Bakterien-DNA, sondern nur die von Viren.

Viren verirren sich versehentlich im menschlichen Darm, wenn man etwas isst, das mit Viren infiziert war. Es gibt aber auch Virenarten, die sich dort vermehren, wie etwa das Norovirus, das Brechdurchfall auslöst.

Einzeller übernehmen Aufräumarbeit unter Wasser

Die Forschenden fanden heraus, dass die Einzeller die freischwimmenden Viren gefressen haben. Das hat viele Gründe. Einerseits sind Viren aufgrund ihrer kleinen Körpergröße für Einzeller gut verzehrbar. Andererseits sind sie gute Phosphor- und Stickstofflieferanten. Da es im Lebensraum von Picozoa und Kragengeißeltierchen nur so von Viren wimmelt, wird die Nahrungssuche vereinfacht.

Da die Einzeller die Viren fressen, sinkt auch der Virenbefall bei Bakterien. Die Forschenden gehen jetzt der Frage nach, warum die Viren nicht auch die Einzeller befallen, während sie sie fressen und welche Rolle die Virenfresser in Bezug auf das gesamte Ökosystem Meer spielen.

Shownotes
Meeresbiologie
Viren haben doch Fressfeinde
vom 28. September 2020
Deutschlandfunk-Nova, Wissensnachrichten: 
Anne Tepper