Der Multi-Milliardär Michael Bloomberg fordert den US-Präsidenten Donald Trump heraus: Er kandidiert als Präsidentschaftskandidat für die US-Demokraten. Um dabei erfolgreich zu sein, ist Geld zwar extrem wichtig, sagt Politikwissenschaftler Jörg Hebenstreit - aber nicht unbedingt entscheidend.

Man braucht eine Menge Geld, um Präsident der USA zu werden. Mindestens 800 Millionen US-Dollar sollten es schon sein, sagt der Politikwissenschaftler Jörg Hebenstreit, der seine Doktorarbeit über die Wahlkampffinanzierung in den USA geschrieben hat. Der Kandidat und die Partei zusammen sollten auf diese Summe kommen. Dazu kämen im Schnitt noch weitere 200 bis 300 Millionen Dollar von externen Akteuren. Zum Vergleich: Die CDU gab im vergangenen Wahlkampf rund 13 Millionen Euro aus.

"Zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden US-Dollar muss man als Präsidentschafts-Kandidat in den USA im Schnitt berappen."
Jörg Hebenstreit, Politikwissenschaftler

Das Geld brauchen die Kandidaten vor allem, um sich beim Wähler bekannt zu machen, um für sich und ihre Positionen zu werben. Denn in den USA ist der TV-Wahlkampf intensiv: Private Rundfunkanstalten lassen sich die Wahlwerbespots sehr gut bezahlen, sagt der Politikwissenschaftler, besonders in den sogenannten Swing States. Das meiste Geld im US-Wahlkampf gehe für die Werbespots drauf - zwei Drittel, manchmal auch drei Viertel des Etats, so Jörg Hebenstreit.

"Der Löwenanteil des Geldes geht für TV-Werbespots drauf."
Jörg Hebenstreit, Politikwissenschaftler

Nun ist der Unternehmer und Multi-Milliardär Michael Bloomberg ins Rennen um den Präsidentenjob in den USA eingetreten. Er stellt mit seinem Vermögen den amtierenden US-Präsidenten leicht in den Schatten: Mehr als 50 Milliarden Dollar soll es laut dem Magazin "Forbes" beziffern, das von Donald Trump nur rund drei Milliarden.

Milliardär Bloomberg tritt in US-Wahlkampf ein

Bloomberg hat bereits Online-Anzeigenkampagnen geschaltet und rund 30 Millionen Dollar in Fernsehspots investiert. Doch Geld allein spielt eben nicht die entscheidende Rolle im Wahlkampf, sagt Jörg Hebenstreit. Qualität, Expertise, Erfahrung, Charisma - all das sind Faktoren, die mit darüber entscheiden, wie erfolgreich ein Kandidat bei den Wählern ist.

"Es ist ganz klar: Ohne Wahlkampfspenden hat man keinen Erfolg."
Jörg Hebenstreit, Politikwissenschaftler

Das beste Beispiel dafür liefert Donald Trump selbst: 2016 hatte er nur etwa halb soviel Geld wie Hillary Clinton zur Verfügung - trotzdem siegte er am Schluss. Geld entscheidet also nicht die Präsidentschaft. Dennoch gebe es einen Zusammenhang zwischen der Menge des Geldes, die ein Kandidat aquirieren kann und der Anzahl der Stimmen, die er bekommt, sagt Jörg Hebenstreit.

Großspender und Kleinspenden

Um an Gelder zu kommen, setzen die Kandidaten übrigens auf unterschiedliche Strategien: Bernie Sanders von den Demokraten beispielsweise sammelt viele Kleinspenden. Sein großes Unterstützernetzwerk beschert ihm so gleichzeitig viele Stimmen, denn 2,1 Millionen Online-Spender seien gleichzeitig auch 2,1 Millionen potenzielle Wähler, so der Politikwissenschaftler.

"Wir haben in den USA eine unwahrscheinlich hohe Professionalisierung was Mikro-Targeting betrifft."
Jörg Hebenstreit, Politikwissenschaftler

Dass der US-Wahlkampf solche Unsummen an Geld verschlingt, liegt gleich an mehreren Faktoren, erklärt Jörg Hebenstreit: Zum einen sind die USA fast so groß wie Europa, zudem heterogen und mehrsprachig, all das generiere Kosten. Und: Der Wahlkampf ist lang! Er dauert in den USA zwei Jahre, sagt Jörg Hebenstreit - kein Vergleich also zu den sechs bis 12 Wochen hier in Deutschland.

"Als Präsident fangen sie im Prinzip am ersten Tag im Amt an, wieder Geld für die Wiederwahl-Kampagne zu generieren."
Jörg Hebenstreit, Politikwissenschaftler

Im Bild oben: Bei einer Wahlkampfveranstaltung Donald Trumps in Sunrise / Florida werden Banknoten mit seinem Konterfei als Wahlkampfmaterial verteilt.

Shownotes
Millionen für den Wahlkampf
Geld allein macht noch keinen US-Präsidenten
vom 30. November 2019
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Jörg Hebenstreit, Politikwissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität Jena