Die Sonne lässt sich blicken, das 9-Euro-Ticket kommt – da lockt ein Ausflug ins Grüne. In ganz Deutschland gibt es viele Wanderrouten, sowohl für erfahrene Bergsteiger*innen als auch für Beginner*innen. Grundsätzlich gilt für alle Level: Die richtige Vorbereitung ist wichtig. Dazu zählt nicht nur die Auswahl des passenden Schuhwerks und die Routenplanung, sondern auch die Recherche für den Notfall.
Es gibt so einiges, das Wandern so attraktiv macht: frische Luft, Weiten und Bewegung. Wir vergessen dabei manchmal, dass auch Erschöpfung, Orientierungslosigkeit und Unwetter dazu gehören können. Wichtig ist deshalb, sich auch auf etwaige Notsituationen vorzubereiten und ihnen vorzubeugen. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte ist selbst oft in den Bergen unterwegs und hat einige wichtige Apps und Gadgets immer im Gepäck.
"Zuallererst: Handy voll aufladen und die Karten schon vorher runterladen, um beim Navigieren Energie zu sparen. Ich nehme immer noch eine Powerbank mit und navigiere im Flugmodus."
Dazu zählt zu allererst: Ein aufgeladenes Handy und eine Route, die darauf gespeichert ist. Martina Schulte warnt außerdem davor, sich allein auf die digitale Navigation zu verlassen, denn viele Routen-Apps sind Open-Source-Apps. Das bedeutet, die eingetragenen Routen sind zwar auch, aber nicht nur von Bergführer*innen eingespeist. Die Einschätzungen der Schwierigkeitsgrade sind subjektiv und können nicht für alle gelten.
Außerdem fehlen oft Details der Route – insbesondere wenn sich die Gegebenheiten vor Ort seit der Eintragung geändert haben. Deshalb noch besser: Zusätzlich eine analoge Karte mitnehmen und sich vor Ort nach Besonderheiten der Route erkundigen.
Unfälle passieren häufiger als oft angenommen
Denn oft werden Warnschilder und Routenhinweise im Netz unterschätzt. Dabei kommt es öfter zu Unfällen als oft angenommen: Durchschnittlich haben jedes Jahr rund 3.000 Wander*innen zwischen Mai und Oktober einen Unfall. Etwa 150 enden tödlich. Diese Zahlen gelten wohlgemerkt für die gemeldeten Unfälle – wahrscheinlich sind es wesentlich mehr, sagt Martina Schulte.
Im Notfall können wir zwar den Notruf in Deutschland per 112 erreichen oder eine der alpinen Notrufnummern, wie 140 in Österreich oder +41 333 333 333 in der Schweiz. Aber: Es ist sinnvoll, sich auch mit Gadgets auszustatten, die nicht auf ein Telefonnetz angewiesen sind. Denn in den Bergen kann das oft fehlen.
Notfall- App SOS EU Alp
In Tirol, Südtirol und Bayern gibt es die Notfall-App SOS EU Alp. Damit lässt sich ein Notruf absetzen, der zusätzlich die GPS-Koordinaten, Kontaktdaten und den Akku-Stand des Handys an die Rettungsleitstelle übermittelt. Ist keine Internetverbindung verfügbar, schickt die App eine SMS raus. Das läuft über den Datendienst und klappt auch, wenn kein Netz zum telefonieren zur Verfügung steht. In der Schweiz bietet die Rega-App eine ähnliche Unterstützung.
Funktionsuhren mit Sturz-Erkennung
Neben Apps, gibt es auch Gadgets, die einen Sturz automatisch erkennen und einen Notruf absetzen. Das bekannteste ist wohl die Apple-Watch. Durch den eingebauten Sensor erkennt das Gerät einen Sturz und wählt selbstständig den Notruf oder die Nummer eines Notfallkontakts, die vorher eingespeichert werden kann. Bei einem Fehlalarm lässt sich das Missverständnis schnell mit der Rettungsleitstelle klären, sagt Martina Schulte. Auch die Samsung Galaxy Watch 4 und viele Sportuhren wie zum Beispiel von Garmin, haben ähnliche Funktionen.
Wetter-Apps mit Unwetterwarnung und Regenradar
Daneben zählen auch zuverlässige Wetter-Apps zu einer sinnvollen Ausstattung, denn das Wetter in den Bergen kann schnell umschlagen. In Deutschland gibt es dafür etwa die Unwetterapp des Deutschen Wetterdienstes, das österreichische Regenradar nennt sich ZAMAG und in der Schweiz ist das die App Wetteralarm. Sie warnt vor Unwettern und ermöglicht das Wetter über hochauflösende Panoramabilder von Livecams in Echtzeit mitzuverfolgen, erklärt unsere Reporterin.
Bei vielen Kletterern ist außerdem die App bergfex/Wetter-App beliebt. Sie liefert Prognosen für den gesamten Alpenraum – von Slowenien über Österreich, Deutschland und die Schweiz bis nach Italien.
"Bei aller Technik, sollten wir aber Zettel und Stift nicht vergessen. Experten raten etwa dazu, im Auto eine Notiz mit der geplanten Route zu hinterlassen und sich in Hüttenbücher einzutragen. So wissen Retter, wo sie im Ernstfall suchen müssen."