Mossul ist verloren, Isis rückt auf Bagdad vor - was der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki jetzt noch tun kann.
Die Lage in Bagdad ist angespannt - es seien deutlich weniger Menschen auf der Straße zu sehen, erzählt unser Korrespondent Björn Blaschke. Viele Geschäfte bleiben geschlossen. Und das, obwohl die Einwohner von Bagdad eigentlich hart gesotten seien, weil Anschläge dort nicht Ungewöhnliches seien.
Dennoch zweifelt Björn Blaschke daran, dass die Terroristen wirklich in Bagdad einrücken. Der Grund: Die Bevölkerung in der irakischen Hauptstadt setzt sich anders zusammen als in Mossul. Die Hälfte der Einwohner sind Schiiten, die vorrückenden Kämpfer dagegen Sunniten. Die Schiiten hätten in Bagdad in den vergangenen Jahren immer wieder Milizen gebildet, die im Gegensatz zur irakischen Armee durchaus zu kämpfen wüssten. Allerdings sei es schon schlimm genug, wenn in Bagdad vermehrt Selbstmordattentate verübt würden.
"Die Einzigen, die wirklich helfen können, sind die Kurden im Irak."
Was Ministerpräsident Nuri al-Maliki tun kann? Er muss es schaffen, die politischen Fraktionen zusammenzubringen, sagt Björn Blaschke. Sehr wichtig sei es für den Ministerpräsidenten, die Kurden auf seine Seite zu ziehen. Diese Bevölkerungsgruppe lebt seit Jahrzehnten in einem Autonomiegebiet im Norden des Landes. Außerdem hat sie eigene Schutzkräfte aufgebaut - mehrere Hunderttausend Männer unter Waffen, kampferprobt im jahrzehntelangen Guerillakrieg gegen Saddam Hussein.
Das Problem: Maliki müsste Zugeständnisse machen, um die Kurden für sich zu gewinnen. Ein Ansatzpunkt: Die Kurden beanspruchen die Stadt Kirkuk. Die irakische Zentralregierung lehnt das bislang ab – wohl auch, weil es in Kirkuk große Ölvorkommen gibt.
Auf der Suche nach Verbündeten
Björn Blaschke ist skeptisch, dass Verhandlungen mit Isis sinnvoll sind. Er sieht kaum eine andere Möglichkeit als gegen die Terroristen vorzugehen. Parallel dazu seien aber auch Sozialprogramme gefragt, um Isis die Unterstützer zu entziehen.