Vergangenes Wochenende hat der Nabu die Deutschen zur Vogelzählung in ihren Gärten aufgerufen. Und über 37.000 Menschen haben mitgemacht. Das Ergebnis ist besorgniserregend: Bei den meisten Vögeln wurde der niedrigste Bestand seit Beginn der Zählungen vor 14 Jahren gemessen. Was taugen die Zahlen?

Vergangenes Wochenende hat der Nabu zur großen Vogelzählung aufgerufen: Jeder konnte mitmachen und im Garten eine Stunde lang Vögel zählen. Über die vorläufigen Ergebnisse haben auch wir berichtet. Doch dann kam Kritik von Facebook-Usern: "Die vom Nabu verwendete Methodik ist vollkommen ungeeignet um langfristige Trends und Entwicklungen aufzuzeigen" oder "an den Zählungen kann jeder teilnehmen, dazu muss eine Person nicht einmal eine Heckenbraunelle von einem Spatzen unterscheiden können". 

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Deutschlandfunk-Nova-Reporter Timo Nicolas gibt zu: Er könnte auch keine Heckenbraunelle von einem Spatzen unterscheiden. Doch genau das weiß der Nabu. Deshalb geht der Verband davon aus, dass jedes Jahr 20 Prozent der Heckenbraunellen für Spatzen gehalten werden. Das Ziel der Aktion sind laut Nabu keine absoluten Zahlen der Bestände, sondern Bestandstrends über die Jahre zu ermitteln. 

"Für die Vögel gibt es noch ein offizielles Monitoring, was dann auch nicht nur auf die Siedlung beschränkt ist, wie unsere Zählung. Damit können wir die Ergebnisse auch vergleichen. Da kommt bei fast allen Arten ziemlich das Gleiche raus."
Lars Lachmann, Ornithologe beim NABU

Die offizielle Zählung wird vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) durchgeführt. Daran kann nicht jeder Laie teilnehmen, sondern Semiprofis oder Ornithologen. Wer sicher Vögel zuordnen kann, bekommt einen Quadratkilometer Wald oder Wiese zugewiesen, muss den vier Mal zu einer bestimmten Uhrzeit im Frühjahr ablaufen. "Man hat eine vorgegebene Route auf seinem Quadratkilometer, fängt bei Sonnenaufgang an mit der Kartierung", erzählt Sven Trautmann vom DDA. 

Die Vogelbestände gehen zurück

1300 Menschen machen bei dieser Zählung mit. Viel weniger als bei der Gartenvogelzählung vom Nabu. Aber diese 1300 kennen sich eben auch richtig gut mit Vögeln aus und die Zählung ist stark standardisiert. Sie kommt allerdings zu einem ähnlichen Ergebnis wie die Nabu-Zählung: Die Vogelbestände gehen zurück. 

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  • Immer weniger Vögel  |   Eine Stunde Gartenvögel zählen. Dazu ruft jährlich der Naturschutzbund Deutschland auf. In diesem Jahr ist der Haussperling wie immer auf Platz eins. Andere Zwischenergebnisse sind besorgniserregend.
  • Nabu bittet: Einmal durchzählen!  |   Wie viele Vögel gibt es in Deutschland und vor allem welche? Um das herauszufinden, bittet der Nabu uns, vier Tage lang Vögel zu zählen.
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Shownotes
Immer weniger Vögel
Was die Nabu-Vogelzählung taugt
vom 17. Mai 2018
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Timo Nicolas, Deutschlandfunk Nova