Mancherorts herrscht Wasserstress, stellt der BUND fest: In der Hälfte der Kreise und Städte in Deutschland wird mehr Grundwasser verbraucht als nachkommt. Besonders betroffen sind der Osten und Ballungszentren entlang des Rheins.
Deutschland galt lange als wasserreich – doch das ändert sich gerade. Eine neue Studie des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE), die im Auftrag des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) entstanden ist, zeigt: In rund 200 der gut 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland wird mehr Grundwasser entnommen, als es aus Sicht von Fachleuten nachhaltig wäre. Der BUND spricht von "Wasserstress".
"In der Hälfte der Kreise und Städte wird mehr Grundwasser verbraucht als nachkommt."
Laut Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger sei Wasserknappheit in Deutschland längst kein Einzelfall mehr, sondern in vielen Regionen ein strukturelles Problem.
"Wasserknappheit ist bei uns längst kein Einzelfall mehr – es ist ein strukturelles Problem in vielen Regionen."
Laut Studie ist der Grundwasserstress besonders deutlich im Osten Deutschlands – etwa in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
"Das hat zum Teil natürliche Ursachen in vielen der betroffenen Regionen regnet es einfach weniger."
Aber auch Ballungsräume entlang des Rheins sowie Teile Niedersachsens seien stark betroffen. Als eine Ursache wird der ausbleibende Regen in diesen Regionen genannt, gleichzeitig spielen auch Wassernutzung und -bedarf eine Rolle.
Knapp 70 Prozent unseres Trinkwassers stammen laut Umweltbundesamt aus Grundwasser oder Quellwasser. Der Rest kommt aus Flüssen, Talsperren oder Uferfiltrat – also Flusswasser, das durch den Boden gefiltert wurde.
Das macht Grundwasser zur mit Abstand wichtigsten Wasserquelle in Deutschland. Deshalb, erklärt Anne Preger, sei es problematisch, wenn die Vorräte nicht nur knapper, sondern auch zunehmend belastet seien.
Landwirtschaft, Industrie, Tagebau: Viele greifen zu
Die größten Entnahmen in Deutschland gehen laut BUND an Privathaushalte und kleinere Betriebe. In Niedersachsen ist es stellenweise die Landwirtschaft, die große Mengen Grundwasser für die Bewässerung von Feldern nutzt.
In den Rheinmetropolen kommt noch die Industrie dazu – sie ist besonders durstig. Und in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt führen große Ansiedlungen wie das Tesla-Werk in Grünheide zu zusätzlichem Bedarf.
"Veränderungen ganzer Wasserhaushalte beispielsweise durch das Absenken des Grundwasserspiegels, ist eine Herausforderung für die Nutzung des Wassers."
Eine weitere Belastung: der Braunkohletagebau. Damit die Gruben nicht volllaufen, muss rund um die Abbaugebiete das Grundwasser über hunderte Brunnen dauerhaft abgesenkt werden – sowohl im Rheinland als auch in der Lausitz.
Und auch der Klimawandel trägt seinen Teil dazu bei. Seit 2018 gab es mehrere sehr trockene Sommer. Zwar wurde in den vergangenen Jahren ungefähr gleich viel Grundwasser gefördert, doch über Regen wurde nicht genug neu gebildet. Die Speicher leeren sich langsam.
"Was fehlt, ist die natürliche Nachlieferung von oben – also Regen, der durchsickert und das Grundwasser auffüllt."
Wie man Wasserstress begegnen könnte
Lokal kann Wassersparen helfen – gerade im Sommer. Viele Wasserversorger informieren inzwischen online, ob in bestimmten Regionen aktuell zum Sparen aufgerufen wird.
"Generell gilt: Sauberes Trinkwasser ist kostbar und sollte nicht verschwendet werden."
Langfristig sieht der BUND vor allem politischen Handlungsbedarf. Einige Bundesländer erlauben es Großverbrauchern, Grundwasser quasi kostenlos zu nutzen. Der BUND fordert, dass diese Ausnahmen gestrichen werden. Außerdem sollen Feuchtgebiete und Moore renaturiert werden, weil sie als natürliche Speicher zur Neubildung von Grundwasser beitragen.
"Sauberes Wasser ist nicht selbstverständlich. Und was einmal verunreinigt ist, lässt sich oft nur mit großem Aufwand wieder sauber bekommen."
Nicht zuletzt geht es auch um die Qualität: Wenn Nitrat, Pestizide oder sogenannte PFAS – also sogenannte "Ewigkeitschemikalien" – ins Grundwasser gelangen, wird die Aufbereitung aufwendig und teuer.