Ein Verwaltungsgericht in Göttingen hat entschieden, dass ein Mädchen aus Niedersachsen ihren Namen ändern darf. Weil sie den gleichen Vornamen wie eine bekannte Sprachassistenz trägt, wurde sie in der Schule gemobbt. Die anderen Kinder sollen dem Mädchen immer wieder erniedrigende Befehle erteilt haben.

In einem kuriosen Rechtsstreit zwischen der Stadt Göttingen und einem Mädchen, dass den gleichen Namen wie eine bekannte Sprachassistenz trägt, fiel die Entscheidung zugunsten des Mädchens. Es ging wahrscheinlich um die Namen Siri oder Alexa, die bei Produkten von Apple beziehungsweise Amazon für die Aktivierung ihrer Sprachassistenzsysteme verwendet werden. Das Gericht machte aber bewusst keine Angaben dazu, um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen.

In der mündlichen Gerichtsverhandlung führten die Eltern des Mädchens viele Vorfälle auf, in denen ihre Tochter in der Schule erniedrigenden Befehlen ausgesetzt war, da ihr Name mit der bekannten Sprachassistenz in Verbindung gebracht wurde. Wegen des anhaltenden Mobbings beantragten die Eltern eine Namensänderung bei der Stadtverwaltung in Göttingen, doch die lehnte den Antrag ab, weil die seelische Belastung des Mädchens nicht in Form eines ärztlichen oder psychologischen Gutachtens nachgewiesen wurde. Außerdem sei aus Sicht der Stadt die Verbindung mit der Sprachassistenz kein ausreichender Grund für eine Namensänderung, auch weil sonst jeder Name mit etwas Fantasie ins Lächerliche gezogen werden könnte.

"Eine Namensänderung ist laut Gesetz nur bei einem wichtigen Grund zulässig."
Netzreporter Andreas Noll

Das Verwaltungsgericht hat nun aber entschieden, dass das Mädchen einen zweiten Vornamen annehmen darf. Ausschlaggebend war, dass das private Interesse der Betroffenen an einer Namensänderung das öffentliche Interesse an einer Beibehaltung des Namens überwiegt. Das Gericht berücksichtigte dabei auch, dass die Assoziation mit dem Aktivierungswort des Sprachassistenzsystems zu den erniedrigenden Befehlen führte und auch nicht damit zu rechnen sei, dass diese in Zukunft aufhören würde.

Warum haben Apple und Amazon ausgerechnet diese Namen gewählt?

Die Problematik mit den real existierenden Namen Siri und Alexa ist nicht neu, genauso wie die Frage, warum sich Apple und Amazon für genau diese Wörter entschieden haben. Während sich Apple nie zu der Namenswahl geäußert hat, bezieht sich Alexa laut Amazon auf die Bibliothek von Alexandria, die als Ort des Wissens im alten Ägypten gilt.

Auch wegen der eindeutig weiblich gelesenen Stimmen standen die beiden Tech-Giganten schon in der Kritik. Aus biologischer Sicht spricht die bessere Verständlichkeit aufgrund der Frequenz für die Standardeinstellung der Frauenstimmen. Auf die Frage nach ihrem Geschlecht antwortet die beiden Sprachsysteme übrigens auch unterschiedlich. Während sich Siri nicht zuordnen lassen will, bezeichnet sich Alexa als "Frauenpower aus der Steckdose".

Shownotes
Gerichtsurteil
Wegen Sprachassistenz - Gericht erlaubt Namensänderung
vom 22. Juli 2022
Moderation: 
Anke van de Weyer
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Netzautor