Insa Backe sitzt am 22. Dezember 1999 in einem Restaurant in Wuppertal und plant mit Kollegen eine Live-Radioshow für Kinder. Am Nebentisch sitzen Anne, ihr Sohn Sven und der Rest der Familie. Sven weint. Insa geht rüber und lädt die Familie spontan zur Live-Radioshow ein. Was Insa damals nicht weiß: Die Familie hat gerade Annes Mutter beerdigt. Insa weiß davon nichts, gibt ihnen aber in dem Moment genau das Mitgefühl, das sie gerade brauchen. Ein Moment, den Anne nie wieder vergessen hat.
Insa dahingegen hat in den vergangenen 20 Jahren nicht so oft an die Begegnung im Restaurant gedacht. Und sie wusste auch gar nicht, warum die Familie am Nebentisch überhaupt so bedrückt war an dem Abend. Bis sie 2019 eine E-Mail von Anne bekommt:
Liebe Insa,
es war der 22. Dezember 1999 abends in einem Wuppertaler Restaurant. Sie saßen mit Ihrem Team im Restaurant, hatten lustige Gespräche und am Tisch daneben war meine Familie. Am Tisch daneben war meine Familie, bedrückt, da es der Beerdigungstag unserer Mutter war. Wir wollten alle nach dem üblichen Beerdigungsablauf nicht in unser zu Hause zurück, wollten noch zusammen sein und wählten aus Tradition dieses Restaurant, welches uns noch mit unserer verstorbenen Mutter verband. Plötzlich standen Sie vor unserem Tisch und fragten, warum denn dieser kleine Junge (mein damals 10-jähriger Sohn) so weint, es sei doch kurz vor Weihnachten. Spontan schenkten Sie uns für den 23. Dezember für die Stadthalle Wuppertal, Ihre Sendung, Eintrittskarten für die ganze Familie. Diese Geste von Ihnen, dieses Mitgefühl mit der Situation hat uns damals sehr viel Trost gespendet...
Als Insa diese Mail liest, erinnert sie sich wieder an den Abend. Und jetzt endlich, nach 20 Jahren, weiß sie auch, warum die Familie am Nebentisch in dem Restaurant so traurig war. Genau 20 Jahre später, kurz vor Weihnachten 2019, kommt es zum einem Treffen zwischen Insa, Anne und Sven. Der damals 10-jährige Sven ist mittlerweile 30 alt:
"Ich find das sehr schwierig etwas dazu zu sagen weil meine Erinnerung an diese Zeit sehr verschwommen ist, aber das, was mir immer noch an Erinnerung geblieben ist, ist, dass du eben rübergekommen bist und ganz lieb und nett gefragt hast, warum denn der kleine Junge so viel weint und uns diese Karten geschenkt hast."
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