Für viele steht an Weihnachten der obligatorische Gottesdienst an. Pfarrer Tim Lahr lädt seit drei Jahren zu einem Weihnachtsgottesdienst ein, der ein bisschen anders abläuft: Es ist ein queerer Gottesdienst, deshalb tritt zum Beispiel eine Dragqueen auf.
"Queere Nacht – Heilige Nacht", unter diesem Motto steht auch in diesem Jahr ein Weihnachtsgottesdienst in der St. Johannes-Kirche in Köln-Deutz. Der 34 Jahre alte evangelische Pfarrer Tim Lahr, der seinen Alltag als schwuler Geistlicher auch bei Insta teilt, organisiert diesen Weihnachtsgottesdienst schon das dritte Jahr in Folge. Er selbst sagt, es handele sich eigentlich um einen relativ normalen Gottesdienst mit Gebeten, Predigt und Weihnachtsliedern.
Gottesdienst von queeren Menschen für queere Menschen
Etwas anders sind die Songs dann aber doch: Es werden zum Beispiel auch Pop-Weihnachtslieder gesungen. Und: Eine Dragqueen tritt auf. Kelly Heelton ist schon zum dritten Mal bei diesem Gottesdienst dabei.
"Sie [Kelly Heelton] ist selber Christin und freut sich immer, bei diesem Weihnachtsgottesdienst mitzusingen."
"Auch bei der Weihnachtsgeschichte versuchen wir, mit den traditionellen Bildern etwas zu brechen", erklärt Tim Lahr. Das Ziel: Einen queeren Blick auf die Geschichte zu werfen. Denn seiner Ansicht nach ist die Weihnachtsgeschichte gar nicht so heteronormativ, wie sie oft dargestellt wird.
"Maria ist sehr jung schwanger, Josef ist nicht der leibliche Vater und überlegt sich, ob er überhaupt bei Maria bleiben soll. Und als queer verstehen wir nicht nur schwul und lesbisch, sondern eigentlich alles, was von der heteronormativen Familie abweicht."
Weihnachten oft schwierig für queere Menschen
Tim Lahr setzt sich aktiv für mehr Queerness in der Kirche ein. Der Hintergedanke seines queeren Gottesdienstes ist es, queeren Menschen auch an Weihnachten Raum zu geben. Tim Lahr findet nämlich, dass das Weihnachtsfest für einige queere Menschen nicht so einfach ist. Viele hätten sich nämlich zum Beispiel noch nicht geoutet und es sei ein schwieriges Thema in der Familie. Erst Recht an Weihnachten bei dem "Fest der Familie" schlechthin.
Niemand soll an Weihnachten alleine sein
Der queere Gottesdienst soll ein Treffpunkt für Queers sein und Möglichkeit zum Austausch geben. Tim Lahr bekommt viel positives Feeback. Es gibt aber auch Stimmen, die fragen: Muss es diesen queeren Gottesdienst geben? Tim Lahr meint, dass es der einzige in Köln ist und es ja auch noch viele andere Gottesdienste gibt. Seinen Gottesdienst hält er für wichtig – denn er sieht ihn als Safe Space für queere Menschen.