Ein Jahr Auszeit, ein Jahr raus – Christian Vogel hat genau das getan und sich einen Wunsch erfüllt: Er ist einmal mit dem Motorrad um die Erde gereist.
Die USA, Kanada, Russland, China, die Mongolei, Pakistan, Indien und der Iran – das alles sind Länder, die Christian Vogel auf seiner fast einjährigen Reise mit dem Motorrad durchquert hat. Insgesamt waren es über 50.000 Kilometer durch 22 Länder in 333 Tagen.
Die Idee hatte er schon lange – 2015 macht Christian sich dann tatsächlich auf den Weg und lässt Job, Familie, Freundeskreis und die neue Freundin zu Hause. Am Ende der Reise hat er genug Material für einen Film beisammen.
"Ich wusste halt: Wenn ich nicht auf diesen Knopf drücke, wenn ich es nicht tue, wenn ich die Kamera nicht dahin lege und drücke nicht auf diesen Knopf, werde ich diese Geschichte niemals erzählen können."
Der Film "Egal was kommt" war nicht geplant, aber Christian konnte nicht aus seiner Haut: Er ist Journalist beim Fernsehen. Zwei Monate filmt er fast nichts. Aber nach und nach fängt er an, die für ihn wichtigen Momente der Reise zu dokumentieren – schöne wie schlimme. Zum Beispiel, als er in der mongolischen Wüste seine Fahrkünste überschätzt, mit dem Motorrad fällt und mit letzter Kraft alleine versucht, es aufzurichten. Oder die vielen Begegnungen mit den Menschen, die seine Reise prägen.
Eine Nomadenfamilie in der Mongolei oder Arbeiter in Indien: Menschen nehmen Christian bei sich auf
In der Mongolei hat Christian Glück: Eine Nomadenfamilie findet ihn in der Wüste und nimmt ihn auf. Er darf bei ihnen in ihrer Jurte unterkommen. So lernt er ein bisschen den Alltag dieser Familie kennen – auch wenn er nicht die gleiche Sprache spricht und sich nur schwer verständigen kann.
"Diese Nomadenfamilie hat mich im Grunde genommen nach ein paar Tagen, als ich völlig entkräftet war, aus dieser Wüste gebracht."
Oder in Indien: Da wird Christian von einem Mann mit in ein Arbeiterheim genommen, in dem er vorübergehend wohnen kann. Dies ist ein Punkt seiner Reise, an dem er eigentlich nicht mehr will. Christian hat sich bei einem Motorradunfall die Hand und ein paar Rippen gebrochen, das Motorrad ist kaputt, er hat zu wenig Geld, um sich ein Hotel zu leisten.
"Es gab diesen Moment, wo für mich diese Reise vorbei war. Ich hätte auch nicht nach Hause fahren können, weil das Motorrad kaputt war und ich kaputt war – sozusagen."
Genug alleine gereist
Aber auch diesen Tiefpunkt überwindet er und am Ende schafft Christian sein Ziel: einmal mit dem Motorrad um die Welt reisen. Dieses Erlebnis hat ihn zufriedener gemacht, sagt er. Weil er etwas wahr gemacht hat, was er schon lange tun wollte – aber auch, weil er lernen musste, dass er im Vergleich zu anderen eigentlich keine Probleme hat.
"Es gibt eine Sache, die ich anders machen würde: Ich würde nicht mehr alleine fahren."
Christian bereut also nichts – nur eine Sache will er in Zukunft anders machen: nicht mehr alleine reisen. Denn in den 333 Tagen, die er unterwegs war, hat er genug alleine sein können. In Zukunft will er sich lieber mit seiner Freundin auf den Weg machen.
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