Die Welt besser machen – in einem Schweizer Edel-Skiort – das ist der Anspruch des Begründers des Weltwirtschaftsforums in Davos, das jedes Jahr stattfindet. Zum 50. Mal sitzen die Mächtigen der Welt dort zusammen. Eine nicht öffentliche Umfrage zeigt: Klimawandel ist nicht ihr Thema.

Klaus Schwab, der Veranstalter des Weltwirtschaftsforums, ist mittlerweile 81 Jahre alt. Ihm fallen einige Highlights aus der 50-jährigen Geschichte des Treffens ein. Kurz vor der Deutschen Einheit: das erste Treffen zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und Hans Modrow, dem Ministerpräsidenten der DDR, zum Beispiel. Und auch bei einigen weltpolitischen Krisen könnte es geholfen haben, dass Konfliktparteien in den Alpen miteinander gesprochen haben.

Impulse aus Davos nicht messbar

Das Problem: Unterm Strich ist es nicht messbar, dass wirklich Impulse von Davos ausgehen, sagt der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Fest steht: In Davos trifft sich die Elite. 2000 Wirtschaftsvertreter, Politiker und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die könnten wichtige Weichen stellen. Die Erfahrung zeige aber, dass vor allem darum geht, das eigene Geschäftsmodell am Laufen zu halten.

"Nicht bei jedem Treffen, nicht bei jedem Wirtschaftsforum, geht es der Welt wirklich besser."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Im Vorfeld jedes Treffens werden Studien wie der Global Risk Report veröffentlicht, die auf aktuelle Gefahren in der Welt hinweisen. In diesem Jahr sprechen sie eine eindeutige Sprache: Vor allem das Klima bereitet Sorge. Umweltkatastrophen, Artensterben und Wetterextreme stellen die größte Gefahr für Wirtschaft und Politik dar. Dass ausgerechnet US-Präsident Donald Trump, der sich aus dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet hat, eingeladen wird, um die erste Rede zu halten, wirkt für Außenstehende unverständlich. Donald Trump gilt als ein Politiker, der alles negiert, was mit dem Klimawandel zu tun hat und ein Verfechter der Ausbeutung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Fracking ist.

"Man müsste in Davos sehr viel kritischer sein. Aber darum geht es nicht: Der Ton ist relativ moderat."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Wichtig ist aber auch festzuhalten: Davos hat gar nicht den Anspruch, die Probleme der Welt ein für alle Mal zu lösen. Es geht um Gespräche, sagt Nicolas Lieven. Und das auch mit Despoten oder Tyrannen. Es sei wichtig, miteinander zu reden, weil sich sonst gar nichts ändern könnte, so die Veranstalter. Die Treffen zeigen aber auch, dass es darum geht, Geschäfte anzubahnen, sich zu präsentieren, gerne auch die eigene Weste reinzuwaschen.

Viele Klimareden, wenige Konsequenzen

Nicolas Lieven ist überzeugt: Wir werden diesmal sehr viele Klimareden in Davos hören, umgesetzt werden dürfte davon allerdings später sehr wenig. Und noch etwas hat der Journalist beobachtet: Wer in Davos ans Pult tritt, wird nur selten hart rangenommen. Kritiker von NGOs oder Umweltschützer, die durchaus in Davos anwesend sind, dürften nur selten zu Wort kommen.

Und so wird auch in diesem Jahr die Chance zu einem sehr spannenden Duell verpasst. Am gleichen Tag wie Donald Trump redet nämlich auch die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg. Schon jetzt steht aber fest: Die beiden werden sich nicht treffen.

"Wenn man genau hinsieht, dann werden bei den Unternehmen zurzeit sehr viele Westen grün gewaschen."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Im Vorfeld des Treffens wurden Topmanager gefragt, wie wichtig ihnen das Thema Klimawandel ist. Das Ergebnis der nicht öffentlichen Umfrage: Das Thema Klima rangierte noch nicht einmal in den Top Ten. Den Unternehmensbossen geht es darum, wie ihr Geschäft in der Zukunft aussieht. Und da ist das Thema Klimawandel nur ein Thema unter vielen.

Shownotes
Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven
Debatten in Davos sollten kritischer sein
vom 21. Januar 2020
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist