Noch ist die Versorgung mit Blutspenden gesichert. Haben die Vorräte aber normalerweise für vier Tage gereicht, reichen sie derzeit nur für eineinhalb Tage. Schuld daran ist auch Covid-19, denn Termine mit vielen Menschen gleichzeitig sind erstmal nicht realisierbar.

Die Anzahl der Blutspender in Deutschland ist seit Beginn der Corona-Pandemie stark zurückgegangen, sagt die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Das liegt zum einen an einer mangelnden Bereitschaft von jungen Spenderinnen und Spendern bei einem gleichzeitig hohen Bedarf von älteren Menschen, die selbst nicht mehr spenden können. Zum anderen spielen aber derzeit auch die organisatorischen Herausforderungen, die durch die Corona-Maßnahmen entstanden sind, eine Rolle.

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Denn viele Schulen und öffentliche Einrichtungen, in denen sonst Blutspende-Aktionen stattfanden, sind derzeit noch für eine größere Anzahl an Menschen gesperrt, berichtet Patric Nohe, Sprecher der Blutspendendienste des Deutschen Roten Kreuzes. Außerdem könnten keine Sammeltermine mehr stattfinden, bei denen beispielsweise gleich mehrere Mitarbeiter einer Firma Blut spenden könnten.

"Wir tun uns im Moment schwer, entsprechende Locations zu finden, arbeiten aber intensiv daran, das Angebot auszuweiten, dass man überall Blut spenden kann."
Patric Nohe, Sprecher der Blutspendendienste des Deutschen Roten Kreuzes

Auch, wenn die Versorgung im Moment noch gesichert ist, könnten vor allem große Engpässe auftreten, wenn es zu einem erneuten Lockdown oder einem starken Ansteigen der Infektionszahlen kommen würde. Denn dann würden noch weniger Menschen ihr Blut spenden.

Drei Versorgungsszenarien

Die Blutspendendienste des Roten Kreuzes teilen die Versorgungslage in drei Stufen ein: Wir befinden uns derzeit noch in Stufe eins, bei der sich die Blutspendendienste bundesweit gegenseitig aushelfen. In einer zweiten Stufe müssten alle planbaren Operationen bis auf weiteres verschoben werden. Sollte Stufe drei eintreten, bei der Menschen die Blutpräparate nicht erhalten können, die ihr Überleben sichern, wären die Folgen "desaströs", sagt Patric Nohe. Das ist allerdings das Worst-Case-Szenario.

"Wenn wir wirklich an einen Mangel kommen, sprechen wir wirklich darüber, dass Leute ihre überlebenswichtigen Blutpräparate nicht bekommen und die Folgen wären entsprechend desaströs."
Patric Nohe, Sprecher der Blutspendendienste des Deutschen Roten Kreuzes

Reserven gibt es nicht

Eine Möglichkeit, Blutreserven aufzubauen, gibt es nicht, denn die Blutspenden müssen immer möglichst frisch sein. Aus ihnen können dann drei unterschiedliche Präparate hergestellt und damit pro Blutspende auch drei Leben gerettet werden:

  1. Blutplättchen: Das Thrombozytenkonzentrat, das vor allem in der Krebstherapie eingesetzt wird, hält nur vier bis fünf Tage, bevor es entsorgt werden muss.
  2. Rote Blutkörperchen: Das Erythrozytenkonzentrat, das vor allem bei Operationen und bei schweren Verletzungen mit viel Blutverlust eingesetzt wird, kann bis zu 42 Tage nach dem Spendentag genutzt werden.
  3. Blutplasma: Nur das Plasma, das bei schweren Verbrennungen oder Gerinnungsstörungen verwendet wird, kann bis zu drei Jahre tiefgefroren werden, bevor es abläuft.
Eine Grafik, wofür Blutspenden benötigt werden
© Bayerisches Rotes Kreuz
Dafür werden Blutspenden benötigt

Derzeit hat das Deutsche Rote Kreuz an allen Blutgruppen Bedarf. Am liebsten sind allerdings Spenderinnen und Spender mit der Blutgruppe 0 gesehen, denn diese Menschen sind Universalspender. Die Blutgruppe 0 kann nämlich vor allem bei Notfällen, in denen keine Zeit bleibt, die Blutgruppe zu ermitteln, immer eingesetzt werden, erklärt Patric Nohe.

Wer spenden möchte, sollte mindestens 18 Jahre alt sein und mindestens 50 Kilogramm wiegen. Einschränkungen gibt es, wenn eine Person bestimmte Infekte vorweist oder kürzlich aus einem Risikogebiet für Covid-19 oder Malaria-Fieber gekommen ist. Jede Blutspende wird zudem immer auf Krankheitserreger wie Syphilis oder HIV getestet. Auf dieser Karte könnt ihr die Blutspendendienste in eurer Nähe finden.

Shownotes
Covid-19 und die Spendenbereitschaft
In Deutschland werden die Blutspenden knapp
vom 11. September 2020
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartnerin: 
Britta Mersch, Deutschlandfunk Nova