Werner Strahl ist Kinderarzt und arbeitet für die Hilfsorganisation Cap Anamur. Vor wenigen Tagen ist er aus Sierra Leone wiedergekommen. Die Ebolaepidemie habe das Land komplett geändert, erzählt er im Interview.
Werner Strahl war zum 5. Mal in Sierra Leone. Er hat ein Land kennengelernt, das sich allmählich von dem mehrjährigen Bürgerkrieg erholt hat, der 2000 für beendet erklärt wurde. Als Werner Strahl im August nach Sierra Leone kam, wurde er schon am Flughafen mit Plakaten konfrontiert, die vor Ebola warnten.
"Wenn man Krankenhäuser betritt, fällt auf, dass die Lage eine andere ist: Alle Menschen, die die Gebäude betreten, müssen Hände waschen. Die Polizei kontrolliert das."
Polizei kontrolliert die Menschen
Die Polizei, die öffentliche Gebäude bewacht, achtet darauf, dass alle Menschen durch einen Eingang gehen. Außerdem wird jede Person befragt: Wo sie herkommt, was sie möchte, ob sie Besuch von Erkrankten hatte, ob sie bei Beerdigungen war.
Die Situation habe sich sogar noch verschlechtert: Zwei Ärzte, 20 Krankenschwestern und sogar der oberste Virologe des Landes waren an Ebola gestorben. Infolgedessen habe der Präsident Zusatzmaßnahmen ergriffen: Die Märkte wurden ab 18 Uhr geschlossen, Nachts durfte kein Motorrad mehr gefahren werden.
Dramatische Situation
Werner Strahl hat im einzigen Kinderkrankenhaus in Sierra Leone gearbeitet. Dort es zu einer dramatischen Situation gekommen. "Es kam ein Vater mit seinem malariaverdächtigen Kind. Er sagte, in seiner Umgebung sei niemand verstorben, es habe keine Ebolafälle gegeben." Zwei Tage später sei die Stiefmutter des Kindes gekommen und sagte, die Großmutter sei gerade unter den Zeichen von Ebola gestorben und das Kind habe Kontakt mit der Großmutter gehabt.
"Bei dem Kind wurde auch Ebola diagnostiziert. Sechs von den acht Ärzten, die in dem Krankenhaus arbeiten, haben das Kind ungeschützt angefasst. Außerdem 25 Krankenschwestern."
Panik unter dem Personal
Alle Personen, die direkten Kontakt zu dem Kind hatten, mussten das Krankenhaus 21 Tage lang verlassen. Daraufhin sei in der Kinderklinik Panik ausgebrochen, sämtliche Ärzte und Krankenschwestern haben das Krankenhaus verlassen. Übrig blieben nur drei deutsche Ärzte, die von der Hilfsorganisation Cap Anamur dorthin geschickt worden waren.