In New York protestierten gerade 125 Menschen völlig nackt. Sie demonstrierten gegen den ungleichen Umgang mit Brustwarzen: Bei Facebook und Instagram werden weibliche Nippel zensiert, männliche nicht.
Verantwortlich für die Aktion ist der Künstler Spencer Turnick, der gerne Fotoaktionen mit Nacktmodels macht, um auf Dinge hinzuweisen, die er nicht gut findet. Diesmal hat er sich als Ort die Facebook-Zentrale in New York ausgesucht. Es geht um Nippel in Social Media: Denn weibliche Brustwarzen werden dort gefiltert und gelöscht.
Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram haben offensichtlich ein Problem mit Brustwarzen. In den sogenannten Gemeinschaftsstandards heißt es dort: "Facebook schränkt die Darstellung von Nacktheit oder sexuellen Handlungen ein, da manche Mitglieder unserer Gemeinschaft diese Art von Inhalten als anstößig empfinden. Außerdem entfernen wir grundsätzlich Bilder mit sexuellen Inhalten, um das Teilen nicht-einvernehmlicher Inhalte sowie von Inhalten über Minderjährige zu verhindern."
"Wer da genau geschützt werden soll, leuchtet mir nicht ein."
Stevie Schmiedel, Geschäftsführerin von Pink Stinks, einer NGO, die sich gegen Sexismus und Homophobie einsetzt, sagt, dass es ihr nicht einleuchtet, wer mit dem Nippel-Verbot geschützt werden soll: "Es ist sehr spannend, dass Putin seine Brust stolz im Internet zeigen darf. Das Bild vom halbnackten Putin auf Pferd mit Gewehr überm Rücken. Und eine Frau, die sich dann daneben stellt oder ein ähnliches Bild macht, halbnackt auf einem Pferd – das wird dann zensiert. Und da ist doch irgendwas ganz faul."
#freethenipple: Die erste Aktion gab es 2012
Zumindest wirft das Fragen auf. Und das schon seit sieben Jahren. 2012 wurde eine erste Aktion #freethenipple ins Leben gerufen. Die Filmemacherin Lina Esco produzierte damals eine Dokumentation zum Thema und lud Clips auf Facebook hoch, in denen Brüste zu sehen waren. Die wurden 2013 dann gelöscht. Facebook bestimmte auf einmal über die Frage: Was ist angemessen, was ist anstößig? Weibliche Nippel gelten dort offensichtlich als anstößig.
"Es zeigt eben, dass da eine ganz klare Definitonsmacht herrscht."
Antworten darauf, warum weibliche Brustwarzen anstößiger sind als männliche, haben die Plattformbetreiber nicht. Sie äußern sich weder zu der Kunstaktion, noch dazu, wie die Filter funktionieren, die das, was wir sehen, in ok oder nicht statthaft aufteilen. Dabei waren wir in der Sache schon mal weiter, meint Stevie Schmiedel. Sie sagt, sie beobachtet einen kulturellen Backlash – veränderte Körperbilder, beeinflusst durch das, was bei Social-Media geht und was nicht. Junge Mädchen hätten heute beispielsweise große Angst davor, dass etwas von ihren Brustwarzen zu sehen ist. Zu kaufen gebe es fast nur noch BHs, die gut gefüttert seien, damit sich ja kein Nippel abzeichne. Schmiedel sagt: "In meiner Kindheit war das anders, ich bin 47, das war völlig wurscht."
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