Die Wiederaufforstung von abgeholzten Flächen soll weltweit eine wichtige Rolle spielen, um die Erderwärmung zu begrenzen. In Äthiopien zeigen sich bereits die ersten Erfolge.
Äthiopien leidet zurzeit unter einer der schlimmsten Dürren der letzten Jahrzehnte. Unsere DRadio-Wissen-Reporterin Steffi Orbach war in der äthiopischen Region Humbo unterwegs, und bekam dort ein Kontrastprogramm aus grünen hügeligen Landschaften mit Akazien, Eukalyptus und Moringa-Bäumen geliefert.
Vor etwa hundert Jahren hat es wahrscheinlich an vielen Stellen Äthiopiens so ausgesehen. Damals bestand das Land zu etwa 40 Prozent aus Wald. 2006 waren es nur noch etwa 3 Prozent.
Bevölkerungsexplosion verursachte den Tod der Wälder
In den vergangenen dreißig Jahren hat sich die Einwohnerzahl Äthiopiens mehr als verdoppelt. Heute liegt sie bei rund 100 Millionen Menschen.
Mit dem rasanten Bevölkerungszuwachs konnte die Landwirtschaft nicht Schritt halten, um alle Menschen zu ernähren. Deswegen sahen sich große Teile der Bevölkerung gezwungen, Wälder abzuholzen und Felder anzulegen, um sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Der Erfolg war aber nur von kurzer Dauer.
“Wenn es regnete, dann floss das Wasser hier runter auf meinen Acker und überflutete alles. Jetzt, wo es wieder Bäume gibt, kann die Erde am Berg das Wasser wieder aufnehmen.“
Denn ein Boden ohne Bäume kann auf Dauer kein Wasser speichern und der Anbau von Kulturpflanzen ist nahezu unmöglich. Die Wiederaufforstung führt tatsächlich dazu, dass die Böden wieder reicher werden und es keine Überflutungen und keine Erosion mehr gibt.
Die Natur erholt sich von selbst
Die Wiederaufforstung in Humbo läuft nach einer Methode, die der Australier Tony Rinaudo im Jahr 1984 durch Zufall entwickelt hat. Danach lässt man die Wurzeln und Samen, die noch in der Erde stecken, einfach wachsen.
Mittlerweile wird in 20 Ländern der Welt nach diesem Prinzip wieder aufgeforstet. Wenn die Farmer einmal wissen, wie sie die Bäume beschneiden müssen, damit sie groß und stark werden, brauchen sie keine Unterstützung mehr.
“Ich nenne es die Methode ohne Reue: Man regeneriert einheimische Bäume, es kann mehr Wasser in den Boden fließen und dort bleiben. Die Bäume bieten Tierfutter, Feuerholz, Früchte, Nüsse, natürliche Medizin, ganz umsonst.“
In der Region Humbo haben sich die Böden schon erholt. Die Scheunen der Bauern sind voll mit Mais und Zwerghirse. Anders als in weiten Teilen Äthiopiens sind die Menschen hier nicht mehr auf Nahrungsmittelspenden aus dem Ausland angewiesen.
Ein besonders wichtiger Nebeneffekt ist der Anstieg des Grundwasserspiegels. Dadurch treten wieder viele Quellen an die Erdoberfläche, die vorher verschwunden waren. Für viele Dorfbewohner ist das eine riesige Erleichterung, denn jetzt sind die Wege zu frischem Wasser wesentlich kürzer.