In den vergangenen 18 Jahren hat sich Wikipedia zu einer umfassenden Online-Enzyklopädie entwickelt. 30 Millionen Aufrufe am Tag soll die deutschsprachige Ausgabe haben. Trotz der Fülle an Informationen, ebbt die Kritik an den Strukturen hinter der ehrenamtlichen Organisation nicht ab: Die Vorwurf der Manipulation schwingt immer mit.
Laut eigener Angaben wird die deutschsprachige Ausgabe der Wikipedia pro Tag mehr als 30 Millionen Mal aufgerufen. Die digitale Enzyklopädie hat sich im Laufe der 18 Jahre zur einer wesentlichen Informationsplattform entwickelt.
Kritik: Mangel an Verlässlichkeit, Neutralität und Wahrheitsgehalt
2,3 Millionen Artikel: So viel umfasst allein die deutschsprachige Ausgabe von Wikipedia. Von Anfang an wird sie aber auch immer wieder kritisiert: Es fehle an Verlässlichkeit, Neutralität und der Wahrheitsgehalt der Einträge sei nicht immer hunderprozentig.
Gleichzeitig hat auch das Problem der Manipulation auf der Plattform zugenommen, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dennis Horn. Der Markt ist da: Für das Fälschen eines Artikels gibt es zum Beispiel spezielle Agenturen.
"Agenturen bieten das Manipulieren von Einträgen zum Teil als Dienstleistung an. Solche Manipulationen werden oft nicht direkt entdeckt."
Denn die Grundidee des digitalen Nachschlagewerks ist über die Jahre gleich geblieben: Das Schreiben und Ändern von Artikeln ist ohne eine Anmeldung beziehungsweise Registrierung möglich.
Bildet der Artikel aber etwas allgemein Bekanntes ab, wie ein Eintrag über das menschliche Skelett, ist es heute schwerer, mit einer Manipulation durchzukommen, sagt Dennis Horn. Änderungen können auch abgelehnt werden: Dafür gibt es ein bestimmtes Kontrollverfahren.
Kontrolle durch Autorenteam
Ist ein Nutzer nicht registriert und bearbeitet einen Artikel, überprüft ein erfahrener Autor den veränderten Eintrag im Anschluss. Ist sich der Autor nicht sicher, wird der Artikel im nächsten Schritt einem Pool aus 200 Administratoren vorgelegt. Die können den Eintrag im Notfall sperren.
Nach den Administratoren gibt es eine Art Schiedsgericht: Die neun wichtigsten Administratoren bilden die letzte Instanz. Sie haben das letzte Wort, ihre Entscheidung zählt. Aber: Damit dieses Kontrollverfahren greift, muss die Manipulation überhaupt entdeckt werden.
"Bei Nischenthemen ist das Ändern von Artikeln aber ohne große Widerstände möglich."
Userinnen sollten bei Wikipedia-Artikeln auf folgende Kriterien achten:
- Sachlichkeit: Ist der Artikel sachlich geschrieben?
- Meinungsfreiheit: Ist der Artikel offen formuliert oder vertritt er einen bestimmten Standpunkt?
- Quellenangabe: Sind alle Angaben mit Quellen hinterlegt? Welche Quellen sind das?
- Diskussionsseite und Versionsgeschichte des Artikels: Hier sind alle Änderungen aufgelistet. Sollten sich Wikipedia-Autoren über den Eintrag austauschen, könnt ihr das dort mitlesen.
Zu wenig Ressourcen für Fülle an Artikeln
Hinzu kommt: Die Autorinnen und Autoren arbeiten ehrenamtlich für die Wikipedia, eine klassische Redaktion gibt es nicht. Inzwischen sind es aber immer weniger Autorinnen und Autoren, die sich für Wikipedia engagieren.
Waren es vor zehn Jahren noch rund 13.000 Autoren, sind es heute weniger als die Hälfte. An den Strukturen der Organisation müsse sich daher etwas ändern, um auch auf die Inhalte zu achten, fordert Dennis Horn.