Katrina, Patricia oder Haiyan – so heißen tropische Wirbelstürme, die schwere Schäden angerichtet haben. Bisher ist 5 die höchste Warnstufe. Doch mit der Klimaerwärmung könnte das nicht mehr reichen, sagen zwei US-Wissenschaftler. In einer Studie im Fachjournal PNAS analysieren sie, ob es sinnvoll wäre, eine Kategorie 6 einzuführen.
Die Saffir-Simpson-Wind-Skala beginnt bei Windgeschwindigkeiten von knapp 120 km/h – das wäre ein Hurrikan der Stufe 1. Die Kategorisierung erhöht sich mit zunehmender Windstärke, wobei jede Steigerung um 35-40 km/h eine höhere Stufe kennzeichnet. Bei einem Hurrikan der Stufe 5 erreichen die Windgeschwindigkeiten mindestens 252 Kilometer pro Stunde.
Bisher ist die Skala nach oben offen, sodass ein Wirbelsturm unabhängig von der Windstärke immer als Kategorie 5 eingestuft wird. Daher schlagen nun zwei US-Wissenschaftler im Fachjournal PNAS vor, für die extremsten Wirbelstürme, die Windgeschwindigkeiten von etwa 310 km/h oder mehr erreichen, eine Kategorie 6 einzuführen.
Hurrikane, Taifune, Zyklone
Die Forscher haben die Sturmdaten der letzten Jahrzehnte analysiert und festgestellt, dass bisher fünf Wirbelstürme einer Kategorie 6 zugeordnet werden könnten. Alle diese extremen Windereignisse traten in den letzten neun Jahren auf. Der stärkste unter ihnen war Hurrikan Patricia im Jahr 2015 an der Westküste von Mexiko. Die anderen vier werden als Taifune bezeichnet, da sie in Richtung Asien zogen und in diesen Regionen als solche bekannt sind. Diese vier Taifune trugen die Namen Haiyan, Goni, Meranti und Surigae. Im Südpazifik und im Indischen Ozean heißen diese Wirbelstürme übrigens Zyklone.
Wirbelsturm Haiyan traf 2013 die Philippinen und verursachte tausende Todesopfer. Die anderen hatten nicht so verheerende Auswirkungen. Goni traf 2020 ebenfalls die Philippinen, Meranti zog 2016 zwischen den Philippinen und Taiwan nach China, während Surigae im Jahr 2021 östlich an den Philippinen vorbeizog und glücklicherweise wenige Menschen gefährdete, da er lediglich einige Inseln kreuzte.
Stärkere Wirbelstürme durch Klimawandel
Die Forscher haben mithilfe verschiedener Klimasimulationen untersucht, wie sich der Klimawandel auf die Häufigkeit und Intensität dieser Stürme auswirken wird. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Berechnungen komplex sind.
"Das ist ein bisschen tricky, weil sehr viele Faktoren da reinspielen und sich die Studie für die wenigen extremen Stürme interessiert – das ist statistisch immer eine Herausforderung."
Die Ergebnisse aktueller und früherer Studien legen nahe, dass wir nicht zwangsläufig mehr Wirbelstürme erleben werden, möglicherweise sogar weniger. Dennoch wird erwartet, dass die Stürme heftiger werden, da die wärmeren Meere mehr Energie für ihre Entstehung liefern.
Stürme mit fatalen Folgen
Besonders gefährdet sind laut der Studie die Philippinen, wo Haiyan bereits verheerende Auswirkungen hatte, sowie andere Teile Südostasiens. Ebenso bedroht ist der Golf von Mexiko – also das Meer zwischen Mexiko, USA und Kuba. Dort treten immer wieder starke Wirbelstürme auf.
Auch wenn sie nicht die höchste Kategorie erreichen, können Hurrikans schwere Schäden anrichten. Ein Beispiel ist der Wirbelsturm Katrina, der im Jahr 2005 vor allem New Orleans schwer traf und zu hunderten Toten und tausenden Obdachlosen führte. Fatal war dabei gar nicht die Windstärkte. Zwar hatte der Sturm über dem Meer zwischenzeitlich eine Windstärkte der Stufe 5, doch als der Sturm in Louisiana auf Land traf, hatte er nur noch eine Windstärke der Stufe 3. Katrina verursachte aber eine riesige Sturmflut und heftigen Regen und löste damit große Überschwemmungen aus.
Diese Folgen lassen sich aus der aktuellen Saffir-Simpson- Wind-Skala mit ihren Stufen nicht ablesen. Daher betonen die Studienautoren und andere Expert*innen, dass vor verschiedenen Folgen der Wirbelstürme gewarnt werden müsse, nicht nur vor der Windstärke allein.