Gibt es Menschenrassen? Fragt man Biologen, lautet die Antwort im Tenor heute: Nein. Trotzdem ist die Vorstellung von menschlichen Rassen mit unterschiedlichen Eigenschaften in unseren Köpfen. Das ist problematisch, gleichzeitig kann unter bestimmten Umständen eine Einteilung unserer Spezies in Gruppen auch sinnvoll sein.

Der Begriff Rasse in Bezug auf Menschen ist in der europäischen Wissenschaft nicht mehr salonfähig. Unter anderem hat das mit den furchtbaren Auswirkungen der Rassenideologie zu tun. 

"Die Idee, es hätte eine Aufklärungsbiologie gegeben, in der der Begriff der Rasse neutral, also ohne politische Implikationen verwendet worden wäre, ist schlicht falsch."

Dass das Konzept der Rasse eine solche Sprengkraft entwickelte, ist dabei nicht verwunderlich, betrachtet man seine Wurzeln: Von Anfang an, so der Philologe Markus Messling in seinem Vortrag über die Geschichte des Begriffs, war der Terminus Rasse politisch. 

"Beim Menschen besteht ein Großteil der genetischen Variationen innerhalb einer Population oder geografischen Typen ."

In einem zweiten Vortrag beschreibt der Biologe und Philosoph Georg Töpfer, wie viel Willkür in der Abgrenzung von Unterarten und Rassen generell besteht und erklärt, wie wenig wir Menschen uns genetisch unterscheiden. 

Einteilung in Gruppen kann nützlich sein

Diese Unterschiede genügen nicht, um Unterarten - so der heute gängige Begriff – zu unterscheiden. Trotzdem, betont Töpfer im Hörsaal, kann in bestimmten Kontexten eine Einteilung der Menschheit in Gruppen nützlich sein, etwa für spezifische medizinische Therapien. 

"Die heutige gängige Sicht auf Rassen ist, dass sie kulturelle Konstrukte sind."
Georg Töpfer, Biologe und Philosoph

Die beiden Vorträge von Markus Messling, stellvertretender Direktor des Berliner Zentrums Marc Bloch, und Georg Töpfer, Leiter des Forschungsschwerpunkts Lebenswissen am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin, stammen von der Veranstaltung "Wieder salonfähig? Geschichte und Begriff der Rasse in den Wissenschaften" des Einstein Forums am 4. Juli 2017.

Mehr zum Begriff Rasse:

Shownotes
Wissenschaftsgeschichte
Rasse - ein problematischer Begriff
vom 25. November 2017
Moderatorin: 
Katrin Ohlendorf
Vortragende: 
Markus Messling, Zentrum Marc Bloch und Georg Töpfer, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung