Songs zu bestimmten Anlässen helfen uns, Erinnerungen hervorzurufen und die gleichen Emotionen wie Mitmenschen zu erleben. Dafür haben die Songs zu besonderen Ereignissen eine einfache Klangstruktur. Dass das funktioniert, haben wir bereits in der Vergangenheit gesehen.

Waka waka von Shakira ist vermutlich einer der bekanntesten WM-Songs. Wer 2010 die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika geguckt hat, erinnert sich bei der Melodie und den Lyrics an das Turnier. Warum wir zu verschiedenen Gelegenheiten passende Songs brauchen, fragt sich Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Dahlmann.

"Musik und Ereignisse in unserem Leben werden oft zusammen vom Gehirn abgespeichert. Das kann sogar dazu führen, dass sich ein Alzheimer-Patient mit Musik an bestimmte Ereignisse in seinem Leben erinnern kann."
Stefan Kölsch, Musikpsychologe an der Uni Bergen in Norwegen

Diesen Mechanismus hätten selbst Wissenschaftler*innen noch nicht ganz verstanden, doch es ließe sich zunutze machen. So würden viele Menschen Musik nutzen, um Erinnerungen, die sie mögen, wieder hervorzurufen, sagt Stefan Kölsch. Er ist Musikpsychologe an der Uni Bergen in Norwegen.

Mitmach-, Mitgröhl- Miterlebeffekt in WM-Songs

"Die Songs sind so ausgerichtet, dass jeder, der auch nur einmal ansatzweise mitgehört hat, sofort mit drin ist. Ob der Spanisch, Französisch, Deutsch oder sonst was als sprachlichen Hintergrund hat, ist völlig unerheblich", sagt Musikwissenschaftler Volkmar Kramarz.

Der Musikwissenschaftler sagt, dass es um den Mitmach-, Mitgröhl- Miterlebeffekt geht. Gute Musikproduzent*innen können solche Songs mittlerweile am Fließband komponieren, weil das Grundgerüst steht. "Es muss nur unterschiedlich dekoriert und angepasst werden", erläutert Musikwissenschaftler Volkmar Kramarz.

Die Struktur dieser Hitsongs sei immer gleich. Volkmar Kramarz: "Vier Takte mit dickem Widerholungszeichen. Darauf eine flotte Melodie." Je nach Verbreitungsgebiet müssen nur noch die Musikinstrumente angepasst werden.

"Wenn der Song in Spanien oder Frankreich ein Hit werden soll, erhält er ein Akkordeon. In Italien nehmen Produzent*innen stattdessen eine Mandoline. Wenn der Song im arabischen Raum durchstarten soll, dann pack ich so ein paar Halbtonschritte rein und ein bisschen arabisch angedeutete Pseudo-Blasinstrumente", sagt Volkmar Kramarz.

Typische Wörter in Mitmach-Songs

Dass solche Songs anscheinend wirklich am Fließband produziert werden, beobachtet Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jan Dahlmann bei den WM-Songs aus diesem Jahr: Light the Sky, Light the Sky Hook oder Hayya Hayya Hook und so weiter. Jeder dieser Songs klinge wie eine typische WM-Mitgröhl-Hymne.

Musikwissenschaftler Volkmar Kramarz bestätigt den Eindruck. "Die sind alle zum Mitgrölen ohne jede Textkenntnis angelegt. Das heißt: 'Heja Heja', Hua Hua', 'Dudeldadel' – das sind die eigentlichen Kernworte der Texte und vielleicht noch 'everybody', 'Light the Sky' und 'Hoja Hoja' kommt dann wieder. Das ist sozusagen nur darauf ausgerichtet und angelegt. Es geht um Fußball und mitmachen."

Shownotes
Songs zur WM
Waka Waka und Heja Heja: Bewährte Muster funktionieren
vom 17. November 2022
Autor: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter