Pflanzen, viel Licht oder auch ein Sofa zum Chillen: Wer im Büro arbeitet, der sollte sich dort auch wohlfühlen. Aber worauf kommt es dabei an? Eins vorweg: Steril sollte es auf jeden Fall nicht sein.
Wenn Annika Keppler an das perfekte Büro denkt, dann geht sie in der Geschichte der Menschheit sehr weit zurück: Aus Sicht der Wohn- und Architekturpsychologin funktioniert das menschliche Gehirn nämlich immer noch so wie vor tausenden Jahren. Sie findet deshalb, dass Büros heute wieder den Charakter einer solchen Höhle haben sollten.
Das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit
Ein ganz großes Grundbedürfnis sei das Bedürfnis nach Sicherheit, sagt Annika Keppler. Für sie ist das im Großraumbüro leider oft nicht der Fall.
"Wir Menschen wollen uns einfach geschützt und sicher fühlen. Und gerade dieses Bedürfnis ist im Großraumbüro oft verletzt."
Wer mit dem Rücken zu einem Gang sitzt, fühlt sich oft unwohl, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz. "Bewegung hinter uns, das war vor tausenden Jahren möglicherweise ein sich anschleichender Säbelzahntiger – und heute die Führungskraft. Beides kann bedrohlich sein."
Säbelzahntiger oder Führungskraft?
Deswegen rät Annika Keppler Unternehmen dazu, dass sich Büros und Arbeitsplätze stärker an den Lebenswelten unserer Vorfahren orientieren sollen. Auch weil Menschen nur bedingt für Arbeit im Sitzen und in einer sterilen, hellen Umgebung geeignet seien.
Mehr Natur, weniger Weiß
Die meisten fühlen sich in einer naturnahen Umgebung wohl, sagt die Wohn- und Arbeitspsychologin: "Das heißt jetzt nicht, dass wir alles in Holz haben müssen oder nur grüne Farben haben müssen. Aber das heißt letztendlich auch, dass wir uns die Naturkonzepte ein bisschen zu eigen machen."
"So ein rein weißes Büro, wo die Möbel weiß sind, die Wände weiß sind: Das tut uns Menschen nicht gut."
Zu viel Weiß im Büro hält Annika Keppler für nicht förderlich: "Es ist viel zu wenig Anregung, da können wir nicht gut sein. Zu viel grelle Farben und harte Kontraste tun uns aber auch nicht gut."
Haltbar und ergonomisch statt Wohlfühlatmosphäre
Allerdings achten nicht alle Arbeitgebenden darauf, dass die Fläche nicht zu weiß, aber eben auch nicht zu sehr nach Dschungel aussieht. Für sie seien oft ganz andere Dinge wichtig, wenn sie ein Büro ausstatten, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz. "Die Möbel selbst sind teuer und die Investition soll sich lange lohnen. Deshalb steht Haltbarkeit an erster Stelle. Und sie sollen ergonomisch sein, damit zum Beispiel der Rücken nicht so leidet."
Leider geht das in der Regel auf Kosten der Optik und des Wohlfühlfaktors, sagt Helmut Link, Vorsitzender des Büroeinrichtungsverbands IBA. "Wir haben früher sehr viel auf diese Ergonomie geachtet. Wenn die Bürostühle oder die Sitzprodukte so aussehen, wie wenn sie vom Arzt verschrieben werden, ist es nicht unbedingt auch förderlich, dass das attraktiv ist." Allerdings würden die Hersteller ihr Möbelsortiment inzwischen verändern und mehr auf Wohnlichkeit setzen, sagt Helmut Link.
"Der Trend geht absolut dorthin, dass man professionell, aber trotzdem in den Farben, in den Oberflächen, in dem ganzen Design mehr den Menschen in den Vordergrund stellt als die reine Ergonomie."
Dafür können beispielsweise Sofalandschaften sorgen, die wie ein sanfter geschwungener Fluss durch die Großraum-Bürolandschaft wirken und nicht eine gerade Linie bilden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Martin Schütz.
Licht beeinflusst Laune und Leistungsfähigkeit
Auch Lichtquellen haben einen großen Einfluss auf Laune und Leistungsfähigkeit, so Helmut Link. "Wir haben ja einen natürlichen Rhythmus im Körper, der vom Licht gesteuert wird. Und die verschiedenen Lichtkonzepte müssen im Büro angepasst werden."
"Wenn ich ganz fokussierte Arbeit machen muss, brauche ich sehr helles Licht. Wenn ich aber Gespräche habe, die mit weichem Licht geführt werden, bin ich dort viel produktiver."
Fest steht: Nicht alle Büros sind mit so einem Hightech ausgestattet. Es gibt häufig noch immer diese großen sterilen Flächen, in denen Licht aus Neonröhren dominiert. Deswegen bleibt den Mitarbeitenden dort oft nichts anderes übrig, als sich den eigenen Arbeitsplatz selbst zu pimpen. Das sollten sie auch unbedingt tun, sagt die Psychologin Annika Keppler. Sie seht den positiven Effekt, dass das Bedürfnis nach Kontrolle erfüllt wird, wenn Menschen ihren Schreibtisch im Büro ganz individuell gestalten.
Arbeitsplatz mitgestalten: Tipps
So können wir für mehr Wohlfühlatmosphäre sorgen:
- Wir sollten mit dem Rücken nicht zum Flur sitzen, sondern zu einer Wand, mindestens aber zu einer größeren Pflanze.
- Die klassische Tischpflanze ist auch sinnvoll, weil sie entspannt, Sicherheit vermittelt und als kleiner Blickschutz vor Kolleg*innen dient.
- Das Sicherheitsgefühl steigt nochmal, wenn Raumtrenner einen klar umrissenen eigenen Bereich herstellen.