Der Wohnungsmarkt ist nach wie vor in der Krise. Das zeigen auch neue Daten vom Statistischen Bundesamt: Es wird viel weniger gebaut als letztes Jahr. Dabei hatte die Bundesregierung eigentlich versprochen, sich für mehr bezahlbaren Wohnraum zu engagieren. Der Politikwissenschaftler Thorsten Faas, weiß, woran es bei der Umsetzung hapert.
Wenn wir über den Wohnungsmarkt und auch bezahlbares Wohnen sprechen, dann geht es einerseits um die Mieten und andererseits ums Bauen. "Das Mieten geht oft schneller. Da gab es ja auch schon Versuche, Mieten zu deckeln oder auch andere Formen der Preisregulierung in den Blick zu nehmen", sagt Thorsten Faas, Professor der Politikwissenschaft an der FU Berlin, "beim Bauen ist es viel schwieriger. Das dauert naturgemäß länger. Das ist für die Politik dann immer schwierig, weil die einfach einen kurzfristigen Takt hat."
Beim Bauen könnten Investitionsprogramme helfen oder Anreizprogramme, damit privat mehr gebaut wird. Solche Programme gebe es, erklärt Thorsten Faas, allerdings dauere es eine gewisse Zeit, bis die Programme dann ihren gewünschten Effekt zeigen.
"Zugleich muss man sehen, wir reden ganz viel über Haushaltsknappheit. Und dadurch kommen natürlich auch all diese Förderprogramme noch mal unter die Lupe. Kann man sich das wirklich leisten?"
Eine Idee, über die viel gesprochen wurde, ist der Umbau von leerstehenden Büros in Wohnungen. Aufgabe der Politik sei es dann, dieses Umwidmen von Büroflächen zu organisieren und zuzulassen. "Das ist natürlich insofern besonders attraktiv, weil dann der Wohnraum grundsätzlich schon da ist", sagt Thorsten Faas.
Wenn sich unterschiedliche Interessen im Wege stehen
Aber auch hier sei nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Manchmal stehen sich verschiedene Bestrebungen und Entwicklungen gegenseitig im Weg. Auf der einen Seite der bezahlbare Wohnraum, der schnell und unkompliziert entstehen soll. Auf der anderen Seite Haushaltsknappheit und fehlendes Geld, um vielleicht Förderprogramme zu lancieren. Und an dritter Stelle dann auch noch der Wunsch, vor allem energieeffizientes Bauen und die Förderung von Wohnraum für Familien in den Blick zu nehmen.
"Das darf man nicht ganz vergessen, dass wir hier auch riesige Stadt-Land-Unterschiede haben. Aber gerade in den Städten ist der Druck riesig."
Während Wohnraum auf dem Land ein geringeres Problem sei, ist der Druck in den großen Städten extrem groß, sagt Thorsten Faas. Das zeige zum Beispiel ein Volksentscheid in Berlin, bei dem die Mehrheit 2021 dafür gestimmt hatte, private Wohnungsunternehmen zu enteignen und zu vergesellschaften.
Es sei jedoch nicht möglich, kurzfristige Lösungen für die großen, strukturellen Probleme zu finden. "Und insofern bleiben dann viele dieser Erwartung von der vonseiten der Bevölkerung auch enttäuscht", so der Politikwissenschaftler.
"Es ist ja nicht die erste Bundesregierung, die sich mehr bauen auf die Fahnen geschrieben hat."
Das Schaffen von günstigem Wohnraum bleibe ein langfristiges Ziel. "Und man kann nur hoffen, dass alle politischen Akteure da tatsächlich dranbleiben", sagt Thorsten Faas.