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Zecken sind klein und sitzen im Gras. Sie erwischen uns, wenn wir über die Wiese gehen. Dann krabbeln sie an eine geeignete Stelle, beißen sich fest und saugen Blut. Dabei übertragen sie Krankheiten. In diesem Jahr ist die Zeckengefahr besonders groß.

Gerhard Dobler leitet das Nationale Konsiliarlabor für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). FSME ist allgemein bekannt als Hirnhautentzündung, die durch Zecken übertragen wird. Seit 15 Jahren untersucht der Professor am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München vor allem an Orten in Süddeutschland die Zeckenpopulation. Beginnend im März bis Ende November werden monatlich die Zecken erfasst.

Für dieses Jahr muss Gerhard Dobler feststellen, dass es besonders viele Zecken gibt. Hinzu komme, dass viele von ihnen das FSME-Virus tragen. Der Zeckenforscher erklärt, dass viele verschiedene Gründe diese Zeckenzunahme verursacht haben können.

"Der milde Winter hat wohl dazu geführt, dass die Zecken früher aktiv sind."
Gerhard Dobler, Professor am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München

In diesem Jahr seien die Zecken rund zwei bis drei Wochen früher aktiv. Grund könnte der milde Winter sein. Dass so viele Zecken das Virus in sich tragen, liege vermutlich daran, dass es im vergangenen Jahr weniger Mäuse gab. Weniger Mäuse bedeutet, mehr Zecken auf einer Maus. So infizieren sich die Zecken leichter mit dem Virus.

Zeckengefahr auch in Nicht-Risikogebieten

Als Risikogebiet mit besonders vielen FSME-Fällen zählt laut Robert-Koch-Institut (RKI) Süddeutschland. Auf einer sogenannten Inzidenzkarte sind die Risikogebiete blau gefärbt. Die weißen Regionen sind zwar keine Risikogebiete, erklärt Gerhard Dobler, aber dort können auch FSME-Fälle auftreten. Für diese Regionen empfiehlt das RKI keine Impfung, während es für die Risikogebiete eine klare Impfempfehlung ausspricht. Individuell könnte für bestimmte Personen mit bestimmten Aktivitäten aber auch eine Impfempfehlung für weiße Gebiete ausgesprochen werden. "Das Risiko ist nicht gleich Null", warnt Gerhard Dobler.

Außer Hirnhautentzündung übertragen Zecken auch Borreliose, die über das gesamte Bundesgebiet gleich stark verteilt ist. Bei Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die mit Antibiotika behandelt werden kann. Gegen diese Krankheit gibt es bislang noch keine Impfung. Daran werde aber derzeit geforscht und in zwei bis drei Jahren könnte eine solche Impfung auf den Markt kommen, sagt Gerhard Dobler.

Tipp bei Zeckenbefall

Zecke so früh wie möglich entfernen, dann ist die Chance groß, dass sie keine Borreliose übertragen kann. "Die Zecke überträgt den Borreliose-Erreger erst, nachdem sie 15 bis 20 Stunden Blut saugt. So viel Zeit benötigt der Erreger, um aktiviert zu werden", erklärt Gerhard Dobler.

"Je früher man die Zecke entdeckt und rausholt, desto geringer ist das Risiko einer Übertragung."
Gerhard Dobler, Professor am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München

Bei FSME nützt das frühe Entfernen der Zecke nicht, das Virus wird sofort übertragen. FSME und Borrelien finden sich aber nicht nur in der Natur, sondern auch in Parks, warnt der Zeckenforscher. "Auch im Stadtpark sollte man sich vor Zecken schützen."

Shownotes
Zeckenforscher Gerhard Dobler
"Anzahl der Zecken hat sich in diesem Jahr verdoppelt"
vom 31. Mai 2023
Moderatorin: 
Ilka Knigge
Gesprächspartner: 
Gerhard Dobler, Professor am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München